Ganz sanft beginnt der Solocellist, bevor das eingängige Thema in den Streichern und im vollen Orchester aufrauscht. Aber nicht nur im populären Intermezzo zeigt das Orchester des Teatro Verdi ganz große Klasse. Dafür sorgt Gianna Fratta am Pult, denn die italienische Dirigentin reizt viele Spannungen aus und lässt die üppigen Klänge von Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“ farbig leuchten. Mit ihrem präzisen Dirigat erzeugt sie Glut und Temperament, aber auch feine Stimmungsmalereien. Und zudem ist sie immer sängerfreundlich.  

Diese danken es ihr mit Schöngesang: Allen voran werden von Alessandra di Giorgio als Manon reiche Leidenschaft, Leichtfertigkeit, Koketterie mit Ausdrucksstärke und Innigkeit ihres leuchtenden Soprans wiedergegeben. Vor allem ihre Sterbeszene wirkt sehr berührend. Max Jota singt den Renato Des Grieux mit müheloser Höhe, Kraft und schönem, hellen Timbre. Fernando Cisneros ist ein klein- aber schönstimmiger Lescaut. Stimmgewaltig und zum Fürchten böse erlebt man Matteo Peirone als Geronte, der auch den Kapitän des Schiffes mimt, ausgestattet wie der ehemalige Modezar Carl Lagerfeld. Tadellos singen auch Paolo Nevi als Edmondo und der Chor.

Wegen eines internen Streiks musste die szenische Premiere auf letztes Wochenende verschoben werden. Zu sehen ist in einem schicken, modernen Ambiente ein Café, dann ein eleganter Salon mit modernen Skulpturen, Bildern und Mobiliar. Hier wird die Geschichte der Manon, nach der meisterhaften Erzählung des Abbé Prevost, von Guy Montavon klar in heutigen Kostümen inszeniert. Den letzten Akt lässt er allerdings nicht in einer Einöde, sondern in zwei nebeneinanderliegenden Räumen, die durch eine Glasscheibe getrennt sind, spielen. Hier stirbt Manon ganz allein.

Diese Oper ist übrigens ab 23.11. am Stadttheater Klagenfurt zu erleben.