Neun Jahre sind vergangen, seit Dendemann sein letztes Album "Vom Vintage verweht" herausgebracht hat. Dazwischen war er länger musikalischer Sidekick von Jan Böhermanns "Magazin Royale" gewesen, bevor er sich zurückzog, um seine Solokarriere mit einem Album zu rebooten.
Dendemann war eine der zentralen Figuren der vielfältigen Rap-Szene, die Hamburg in den Neunzigern zur wichtigsten Stadt des deutschen Hip Hop gemacht hat. Der lässige Zungenschlag, der trockene, schlagfertige Humor und Sprachwitz, der immer schon Teil der Hamburger Kultur war, wurde dort zur Kunst. Dendemann war als Teil der Formation Eins Zwo schon ein Hamburger Rapper der zweiten Generation, ein Sprachvituose, ein Meister des schnoddrigen Reims. Das Comeback-Album "da nicht für!" dokumentiert, dass sich die Welt unbarmherzig weitergedreht hat. Die Zeiten sind härter geworden, Dendemann reagiert darauf mit scheinbarer Müdigkeit, um auf den Track "Müde" seine Erschöpfung wortreich zu beschreiben.
Müde und ich schlechter Verfassung wie Artikel 3
Müde von den Rechten, den Faschos, den Naziparteien
Müde von den Sexisten, Machos und Spastivereinen
Schon die Vorabsingle "Keine Parolen" reflektierte Veränderungen in der Gesellschaft. Man könnte sagen, dass Dendemanns Problembewusstsein ihn zum Feuilleton-Rapper gemacht hat. Von den lustigen Wortspielen und den Partys von einst zwar nicht entfremdnet, aber weit entfernt, verbreitet der Mittvierziger heute besorgte Kommentare. Die anarchistische Lust blitzt am Ende von "Keine Parolen" auf, wenn er die Politpunker Die goldenen Zitronen mit ihrer Anti-Establishment-Hymne "Alles, was ich will" zitiert. Aber das klingt eher nach ironisch-distanziertem Zitat, als nach dringlichen Bekenntnis.
Wie der alternde Rapper mit einer selbstbewussten Frau umgeht, erfährt man auf "Littbarski".
Im Gegensatz dazu ist "Wo ich wech bin" typischer für Dende 2019: Ernster, abgeklärter, nicht mehr ganz so spaßig.
Dendemann, "da nicht für!" ist bei Universal auf CD, LP un digital erschienen. Live-Konzete gibt es am 20. Februar in der Szene Salzburg, am 21. Februar im Gasometer Wien und am 22. Februar im Posthof Linz.