Mit der auf drei Tage reduzierten 41. Auflage der international renommierten „Konfrontationen“ zeigte man im burgenländischen Grenzort nach einem Jahr Pause, dass weniger mehr sein kann. Im aufbrausenden Jubel nach dem ersten wuchtigen Antritt von Pat Thomas konnte man auch etwas Gelöstheit mitschwingen hören. Diese unzweifelhafte Sorte Applaus kennt man hier in Nickelsdorf nur zu gut – jenen, der quasi das Erkennungszeichen für das Eingemachte im Free Jazz ist. Wenn man nach grenzenlosem Experimentiergeist sich wieder Bewegung im Sitzen verschaffen darf.

Wie eben beim charismatischen britischen Pianisten Pat Thomas, als dieser am Schlusstag begann, in einem hart swingenden Trio ganze Blockakkord-Staffeln aus dem Bösendorfer zu hämmern. Da schossen die „Japanese Flowers“ aus dem brandneuen Album wie wild wucherndes Unkraut auf kontaminierten Boden empor. Das klassische Trio-Format wird dabei aber nicht wirklich gesprengt, eher werden hier simple, fast feierliche Melodien mit polternder Groove und schwirrender Dissonanz überzeichnet.

Doch an diesem Abend jagte ohnehin ein Höhepunkt den anderen. Es waren vor allem die Arrivierten und Haudegen der Szene, die das Heft in der Hand zu haben schienen. Das Tobias Delius Trio etwa startete mit einem fulminanten Auftaktkonzert Richtung Freebop, das Schlagzeuger Hamid Drake zwischen rollenden Rhythmen und swingendem Metrum energisch zur Feierstunde kurbelte.

Nicht verwunderlich auch, dass die Reihen im legendären Hinterhof heuer deutlich gelichtet waren und Solisten sich ihren Sitzplatz von Konzert zu Konzert regelrecht aussuchen konnten. Aber es war ein guter Jahrgang, ein sehr guter sogar, wenn man die äußerst schlüssige und dramaturgisch glänzende Balance zwischen Free Jazz sowie improvisierter und experimenteller Musik über zehn Stationen durchgehalten hat.
Herausragend unter den arrivierten Nickelsdorf-Stammgästen einmal mehr der deutsche Pianist Georg Gräwe, der im Trio Inawhirl virtuos und klangbewusst schnell auf Spur war und mit seiner Harfenistin Sara Kowal vom Fleck weg überzeugte. Eine Harfe in Nickelsdorf? Eine Harfe im Free Jazz? Die junge Dame wird man sich merken müssen.

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