Mit dem US-Jazzmusiker Lee Konitz fordert die grassierende Pandemie ein weiteres prominentes Opfer. Wie uns sein Sohn Josh bestätigt, ist der legendäre Saxophonist am Mittwoch (15. April) im Alter von 92 Jahren in einem New Yorker Krankenhaus an einer Lungenentzündung gestorben, nachdem er mit dem Corona-Virus infiziert worden war.
Mit Lee Konitz verabschiedet sich einer der größten Stilisten am Altsaxophon. Als solcher war er in der Bebop-Ära der ästhetische Gegenentwurf zum alles überstrahlenden Charlie Parker.
Lee Konitz wurde am 13. Oktober 1927 in Chicago geboren. In der Metropole am Lake Michigan war der spätere Jazzmusiker tief verwurzelt. Sein erstes Instrument war eine Klarinette, bevor er zum Saxofon wechselte. Bereits Mitte der 1940er trat er mit Jerry Wald auf, später schloss er sich Claude Thornhills Orchester an.
Konitz war der führende Saxophonist in der Cool Jazz-Ära. Zu seinen unzähligen musikalischen Partnern zählten u. a. Charles Mingus, Gerry Mulligan, Ornette Coleman, Elvin Jones und Dizzy Gillespie. Und er war unter anderem an der Aufnahme von Miles Davis' legendärem Album "Birth of the Cool" beteiligt. Der aus der Lennie Tristano-Schule kommende Musiker ist auf weit über 200 Platten zu hören und stand bis kurz vor seiner Erkrankung auf der Bühne, zuletzt vornehmlich im Duo mit dem Pianisten Dan Tepfer. Neben dem NEA Jazz Masters Award, dem höchsten US-Jazzpreis, erhielt Konitz auch den hochdotierten dänischen Jazzpar-Preis, den „Nobelpreis des Jazz“.
Konitz war auch einige Male in Graz zu hören, zuletzt am 7. November 2001 zusammen mit der Nicolas Simion Group im "Stockwerk", wovon der ORF auch eine beeindruckende CD produziert hat.
We´ll miss you, uncle Lee!
Otmar Klammer