Zwei Mal gastierten Voces8 bisher in Graz, bei der styriarte: 2015 servierten sie Augenzwinkerndes zwischen Thomas Morleys „Fyer, Fyer!“ und Otis Blackwells „Fever“. Und 2017 huldigten sie in Bachs Bourrée dem Sound der legendären Swingle Singers.
Vergangenen Sonntag zeigte der famose Achter ohne Steuermann bei den Musikwochen am Kärntner Millstätter See zwischen Mendelssohn, Rachmaninow und Duke Ellington, was „Sing joyfully“ heißt. Und das wird das Oktett nun mit Garantie auch bei „Voices of Spirit" tun, gleich mehrfach. Denn die drei Damen und fünf Herren sind „Artists in Residence“ des sechsten internationalen Chorfestivals.
Das berühmteste der insgesamt 42 Ensembles aus nah und fern, die Graz ab Mittwoch zur Welthauptstadt der Stimmen machen, tritt drei Mal auf. Im Galakonzert „Lagrime“ wird es ein speziell für „Voices of Spirit“ erstelltes Projekt präsentieren, mit Höhepunkten wie Gregorio Allegris in den Himmel greifende Psalmvertonung „Miserere“ oder dem Madrigalzyklus „Sestina“, in dem Claudio Monteverdi die „Tränen des Liebenden am Grab der Geliebten“ nachempfinden lässt.
Auch im Finalkonzert werden Voces8 ihre Meisterschaft beweisen. Nämlich im „Messiah“, allerdings bestimmt anders als erwartet. Begleitet von der Neuen Hofkapelle Graz, werden die Briten Georg Friedrich Händels berühmtes Oratorium in einem Konzept von Thomas Höft zu einem „Messias der ganz besonderen Art machen“, wie Festivalleiter Franz M. Herzog verspricht. Der fulminante Abschluss mit dem Hallelujah darf freilich nicht fehlen und wird Sonntagmittag nicht nur von der Bühne des Stefaniensaals klingen.
Paul Smith, Mitgründer des seit 2005 aktiven Weltklasse-Ensembles, ist darüber hinaus von Donnerstag bis Samstag in einem Workshop aktiv. Mit Kinderchören erarbeitet er ein buntes Programm, das Renaissancemusik ebenso umfasst wie afrikanische Folklore oder Pop Songs. Nach den Intensivproben wird das Ergebnis gemeinsam mit Voces8 Samstagabend im Stefaniensaal präsentiert. Alle acht Sängerinnen und Sänger unterrichten trotz ihrer prallvollen Kalender übrigens regelmäßig Nachwuchstalente mit ihrer ungewöhnlichen „Voces8-Method“, in deren Genuss jährlich rund 20.000 Singbegeisterte kommen.
Heuer kann man etwa noch in Paris, Sydney, Peking, Baltimore oder New York bewundern, wie eng Smith und die Seinen untereinander sind und miteinander musizieren. Kein Wunder also, dass zwischen Voces und 8 kein Zwischenraum passt. Der perfekte Name für ein perfektes Singen „in close harmony“.
Michael Tschida