"Unsere Tochter verschwindet in eine Art Dunkelheit und hört quasi auf zu funktionieren.“ So beschreibt Malena Ernman (48) die Phase, in der Greta stumm wurde, nicht mehr lachte, nicht mehr Klavier spielen wollte. Depressionen? Mehr noch: „Asperger-Syndrom“ lautete die Diagnose für die damals Elfjährige. Eine unheilbare Entwicklungsstörung, mit der soziale und kommunikative Schwächen einhergehen, aber auch besondere Begabungen zusammenfallen.
Greta Thunberg ist zweifellos so eine Hochbegabte. Die nunmehr 16 Jahre alte Klimaaktivistin ist zu einem internationalen Phänomen geworden. Wie, schildert sie zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Beata (13) im soeben erschienenen Buch „Szenen aus dem Herzen“. Darin kommt die junge Schwedin, die die globale Bewegung „Fridays for Future“ ausgelöst hat, natürlich selbst zu Wort. Im Kern ist der Band, der den Wandel der Familie durch die harte Krankheit und das Umweltengagement der Tochter beschreibt, aber so etwas wie die Autobiographie ihrer berühmten Mutter.
Malena Ernman, mit dem Schauspieler und Musikproduzenten Svante Thunberg (49) verheiratet, wollte als Kind Polizistin, Clown oder Dirigentin werden. Gottlob ging es ins Musikalische, denn die Mezzosopranistin aus Uppsala wurde zu einer weltweit begehrten Sängerin mit einer Stimme „zum Wiederauferstehen schön“, wie ein Kritiker einmal schwärmte. Ob unter Nikolaus Harnoncourt oder Teodor Currentzis, ob bei Händel, Mozart oder in Avantgarde-Opern: Ernman, die Wien und da vor allem das Theater an der Wien als „zweite Heimat“ sieht, hat 1000 Promille Musik im Blut.
Ein bisschen schwindelig allerdings wurde der sportiven Blonden, als sie 2009 in Moskau einen Seitensprung zum Song Contest wagte. Dabei war der Sprung gar nicht so groß. "Ein Spaß, den man einfach einmal ausprobieren muss", so sah sie es damals. Aufgewachsen in Sandviken, dem schwedischen Mekka des Jazz, hatte Ernman schon immer ein Faible für Populärmusik, liebt Chansons und das Varieté und zog so auch nie eine Feuerwand auf zwischen E und U: "Auf der Opernbühne singe ich drei Stunden ohne Mikrophon, beim Song Contest halt drei Minuten mit Mikrophon", zuckte sie im Vorfeld des Wettbewerbs mit den Achseln. „La Voix“, eine Art rockiges „Nessun dorma“ für Arme samt Choreographie aus „Dancing Stars, Unterliga Nord“ brachte ihr dann dennoch nur Rang 21.
Michael Tschida