Eigentlich war sie ja „nur“ als Kulturreise geplant. Die Salzburger Festspiele luden eine Truppe von Journalisten, eingeflogen von Madrid über London bis Stockholm, und auch heimische Medienleute, darunter die Kleine Zeitung, nach Neapel.

Das hat mehrere Gründe: Neapel war ja das „Epizentrum“ der Kastraten, die im Barock mit ihren Himmelsstimmen die Opernhäuser zum Beben brachten. Diese „Voci celesti“ stehen heuer auch im Zentrum der Pfingstfestspiele in Salzburg.

Und deren Intendantin, die Römerin Cecilia Bartoli, gab am 8. März ihre Bühnenpremiere am Teatro San Carlo in Neapel, nämlich mit Arien, die Vivaldi, Porpora und Zeitgenossen den führenden Kastraten wie Farinelli, Caffarelli und Zeitgenossen in die geläufigen Gurgeln schrieben. Der Abend wurde, samt einer Rossini-Gala im zweiten Teil und zig Zugaben von Gershwins "Summertime" bis zu einem hinreißenden "Santa Lucia" als Hommage an Neapel, ein wahrer Triumph für die Römerin.

Helga Rabl-Stadler mit Cecilia Bartoli und Markus Hinterhäuser
Helga Rabl-Stadler mit Cecilia Bartoli und Markus Hinterhäuser © Tschida
Bartolis Mutter beim triumphalen Konzert ihrer Tochter im Teatro San Carlo
Bartolis Mutter beim triumphalen Konzert ihrer Tochter im Teatro San Carlo © Tschida
Cecilia Bartoli bei der Premierenfeier in Neapel
Cecilia Bartoli bei der Premierenfeier in Neapel © Tschida

"Seitensprung" ins Stadion

Der Zufall und die Uefa wollten es so, dass just am 1. Tag des Delegationsbesuchs der SSC Napoli und Red Bull Salzburg ihr erstes Achtelfinalspiel in der Europa League austrugen.

Was die Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und den Intendanten Markus Hinterhäuser dazu veranlasste, die Truppe nicht nur in den Musiktheatersaal, sondern auch ins Stadio San Paolo zu verführen.

Weil das Salzburger Fußballteam und das Salzburger Kulturteam noch dazu im selben Hotel wohnten, kam es dazu, dass Jürgen Kesting, der „Stimmenpapst“ der FAZ, René Aufhauser und Co. Mut für das große Spiel machte, schließlich habe diese Woche ja auch Ajax Real aus dem Feld geschlagen. Und Salzburgs Co-Trainer wiederum versprach „eine schöne Aufführung“ auf dem grünen Rasen.

Salzburgs Intendant Markus Hinterhäuser (links) und RB Salzburg-Kotrainer Rene Aufhauser  vor dem match in der Lobby des Hotels Vesuvio
Salzburgs Intendant Markus Hinterhäuser (links) und RB Salzburg-Kotrainer Rene Aufhauser vor dem match in der Lobby des Hotels Vesuvio © Tschida

"Mit Markus können Sie über György Kurtág reden, mit mir darüber, ob Sie ein Jackerl ins Stadion mitnehmen sollen", rät Rabl-Stadler bei der Hinfahrt im Bus einem Journalisten. Dabei stimmt das so gar nicht. Hinterhäuser ist zwar "kein wirklicher Fußballfan", geht aber immer wieder einmal zu größeren Matches der Bullen, liebt das Fußballspiel "für die imposanten Choreographien und die andere Art Theater auf dem Rasen". Beim DFB-Pokalfinale 2012 Dortmund gegen Bayern im Berliner Olympiastadion etwa war er auch dabei und schwer beeindruckt.

Die Fremdhilfe durch die Kultur brachte den Kickern von Marco Rose leider kein Glück
Die Fremdhilfe durch die Kultur brachte den Kickern von Marco Rose leider kein Glück © Tschida

Und Rabl-Stadler hat ihrem jüngeren Sohn "imponiert, wenn ich mit ihm manchmal ins Lehener Stadion ging." Und beim Uefa-Cupfinale 1994 zwischen Inter Mailand und der damaligen Austria Salzburg war sie als Handelskammerpräsidentin auch dabei. Ebenfalls mit Sebastian, wie dieser auf ihren Anruf hin umgehend bestätigt und recherchiert: "1:0 verloren. Torschütze in der 62. Minute Wim Jonk".

Mit "Live is Life" heizen die Neapolitaner das halb gefüllte 60.000-Plätze-Stadion auf, wohl nicht wissend, dass der Song aus 1984 aus Feindesland stammt. Beim Stand von 2:0 in der Pause wünschte sich die Frau Präsidentin noch ein "Torli". Das fiel dann auch, aber als "Eigentorli" auf der falschen Seite. Da zog sie sich vor Trauer (oder Scham?) ihren schwarzen Schal über den Kopf...

(Die Reise nach Neapel erfolgte auf Einladung der Salzburger Festspiele)