Friedrich von Flotows komische Oper "Martha" ist nach 37 Jahren ab Jänner wieder auf der Bühne der Grazer Oper zu sehen. Die Verwicklungen rund um eine Lady, die sich als Magd anheuern lässt und dann um ihren guten Ruf fürchtet, werden von Peter Lund in Szene gesetzt und von Robin Engelen musikalisch betreut.
"Martha oder Der Markt zu Richmond" nennt sich die romantisch-komische Oper in vier Akten, die am 25. November 1847 im Theater am Kärntnertor in Wien uraufgeführt wurde. Es ist die Geschichte der Lady Harriet, die sich aus Langeweile zusammen mit ihrer Bediensteten als Magd verdingt. Dabei verlieben sich die beiden Frauen in ihre Dienstherren, wobei sich der eine als heimlicher Adeliger entpuppt und somit der Lady durchaus ebenbürtig ist.
"Der große melodische Einfallsreichtum, die Durchsichtigkeit und Leichtigkeit des Orchestersatzes machen deutlich hörbar, dass Flotow seine künstlerisch prägenden Jahre in Paris verbracht hat und mit den unbeschwerten Opern seiner Zeit bestens vertraut gewesen ist. Er kannte aber auch die italienischen Opern seiner Zeit, so dass ich 'Martha' fast als deutsche Belcanto-Oper bezeichnen möchte", erläuterte Operndramaturg Bernd Krispin im APA-Gespräch.
Der Komödienplot rund um die gelangweilte Lady, die sich plötzlich mit ernsthafter Arbeit konfrontiert sieht und bei erster Gelegenheit in ihre gewohnte Umgebung flüchtet, ist am ehesten glaubhaft, wenn man die Geschichte in ihrer Zeit belässt. "Es wäre albern, die Verwicklung aus ihrer Zeit herauszureißen und sie beispielsweise in ein zeitgenössisches Fernsehformat wie 'Bauer sucht Frau' zu verlagern. Belässt man aber die Figuren am Beginn des 18. Jahrhunderts, dann wird glaubwürdig, warum sich Lady Harriet davor fürchtet, ihr Ausflug in ein unstandesgemäßes Milieu könnte auffliegen und sie deswegen Schwierigkeiten bei Hofe bekommen", meinte Krispin.
Zuletzt bekommt Lady Harriet genau, was sie will: Den Mann, den sie liebt und einen Adeligen, weil ihr "Dienstherr" in Wirklichkeit von hoher Geburt ist. Daher ist die leise Ironie unüberhörbar, wenn Textdichter Friedrich Wilhelm Riese die Titelfigur schmachtend singen lässt: "Ich kann entsagen dem Glanz, dem Schimmer, kann ohne Zagen sie fliehn für immer" - obwohl sie genau das nicht tut. Aber das tut der Freude am Happy End keinen Abbruch, und zuletzt finden sich zwei glückliche Paare.
Übrigens: Mit ihren Parodien auf dieses Werk scheiterten 1848 zwei große Künstler: Johann Nestroys "Martha oder Die Mischmonder Markt-Mägde-Miethung" fiel ebenso beim Publikum durch wie Franz von Suppes "Martl oder Der Portiunculatag in Schnabelhausen".