Die alten, aber zum Glück doch schon mürbe gewordenen Vorurteile kamen am 1. Jänner 2019 wieder zum Vorschein: Kann ein waschechter Berliner die wienerischste Musik überhaupt zum Klingen bringen? Christian Thielemann kann es natürlich: Der Maestro zählt zu den spannendsten Dirigenten der Welt, der auch in diesem, ihm nicht so vertrauten Repertoire Wunderbares zustande bringt.

Thielemanns Stärken liegen im Symphonischen, etwa in den Introduktionen der Walzer, die er mit enormem Feingefühl und klanglicher Finesse ausstattet. Dinge, zu denen das Weltorchester Wiener Philharmoniker fähig ist wie kaum ein anderer Klangkörper. Gerade ein Walzer, der eher nicht zu den Meisterstücken von Johann Strauß Sohn gehört, "Nordseebilder", profitiert enorm davon. Auch die "Sphärenklänge" gelingen ganz stark, auch weil Thielemann den Walzer selbst wunderbar variantenreich interpretiert.

An Spontaneität und sentimentalem Schmelz mag es Thielemanns genau ausgehörten, geschmeidigen Interpretationen schon eher mangeln. Über die gesamte Konzertdauer stellt sich dabei trotz aller Finessen mitunter ein Hauch Langweile ein und nicht alle der schwungvollen Stücke gelingen dem Dirigenten so brillant wie "Die Bayadere" von Johann Strauß Sohn.

61. Wiener Neujahrskonzert: Neuer Dirigent und sechs Neuheiten

Das Programm hielt diesmal gut die Balance aus Bekanntem und Unbekannterem, dass der Bruder Josef Strauß kein geringeres Genie war als der Walzerkönig höchstpersönlich, hörte man nicht nur bei den "Sphärenklängen", sondern auch beim Walzer "Transactionen". Und mit "Lob der Frauen" hatte man, wie schon Dirigent Nikolaus Harnoncourt 2003, wieder eines der allerschönsten Johann-Strauß-Stücke im Programm.

Eine ausführliche Kritik lesen Sie morgen in Ihrer Kleinen Zeitung.