Sollte es schon immer Big-Band-Fans unter den Fans der steirischen Kultband The Base gegeben haben, ohne dass diese es wussten, werden sie sich wohl spätestens mit der Nummer „Wait for Better Days“ als solche entdeckt haben. Da strahlt das Jazz Orchester Steiermark unter der Leitung von Sigi Feigl und gewinnt mit Messers Schärfe schließlich auch die Oberhand.
Indes, sollte es unter den Fans des Orchesterjazz immer schon einige geheime Fans unmittelbarer Indie-Rock-Musik gegeben haben, ohne dass sie es zeigten, dann werden sie sich wohl spätestens beim speedigen „Avril“ geoutet haben. Da hämmert es ganz ordentlich, fast wie im Original.
Jetzt ist sie also fertig, jene Live-CD, die ein fast historisches steirisches Musikprojekt dokumentiert. Anfang Mai stürmte das Publikum die zwei Konzerte in der Grazer Generalmusikdirektion, wo sich The Base und das Jazz Orchester Steiermark in der Mitte zweier Weltanschauungen getroffen haben. Ein packender Kompromiss, bei dem die einen mehr swingen und die anderen mehr rocken als gewohnt.
Die schlichte Direktheit des Trios rund um die borkig virile Stimme von Norbert Wally trifft in unterschiedlichen Gangarten auf die Klangopulenz einer klassischen Big Band und die ausgefuchsten Arrangements, mit denen die Jungjazzer Viola Hammer, Peter Lenz, Christof Ressi, Emiliano Sampaio und Vincent Veneman zehn Titel aus dem Œuvre von The Base bezogen haben. Das ist überraschend gut gelungen, auch dort, wo Sinnlichkeit und Sophistication bisweilen kokettieren.
Für den leidenschaftlichen Sänger/Gitarristen und Texter Wally, der irgendwann einmal in seinem Leben Charles Bukowski begegnet sein muss, war es „überhaupt die größte Herausforderung“, auch wenn „die Gitarrenstimmen nur in seltenen Fällen angegriffen wurden“. Die beiderseitige Herausforderung ist eine Frage des aufrichtigen musikalischen Standpunkts. Weiß lonesome Wally in der elegisch dunklen Rockballade „Just Another Sky“ doch so schön zu berichten: „And they say that heaven is just another sky“.
Otmar Klammer