Es brauchte den heutigen 100. Geburtstag eines Gottfried von Einem, damit Staatsopern-Direktor Dominique Meyer und Theater an der Wien-Intendant Roland Geyer erstmals gemeinsam auf dem Podium einer Pressekonferenz Platz nahmen. Präsentiert wurde eine Kooperation, die zwei der wichtigsten Opern von Einems im März in die beiden Häuser bringt.

"Nicht nur wegen dem Geburtstag, sondern weil wir der Meinung sind, dass seine faszinierenden Werke auf den Spielplan gehören", betonte Geyer. Im Theater an der Wien wird ab 16. März "Der Besuch der alten Dame" in der Regie von Keith Warner gezeigt, in der Staatsoper inszeniert Josef Ernst Köpplinger ab 24. März "Dantons Tod". Es gibt keine sich überschneidenden Termine und wer für beide Produktionen Karten erwirbt, kann sich in einem von beiden Häusern einen Preiserlass von 30 Prozent holen - auch rückwirkend, falls die Tickets schon gekauft sind.

Wiewohl eine solche Ticketkooperation ein Novum ist, täusche der Eindruck, dass die beiden Häuser zu diesem Anlass erstmals in Dialog treten. "Wir arbeiten seit Jahren hinter den Kulissen eng zusammen", so Geyer. "Wir achten darauf, dass unsere Spielpläne zusammenpassen und sich nicht behindern", bestätigte Meyer. Über diese Zusammenarbeit sei er sehr glücklich, auch wenn die 30-prozentigen Nachlässe vermutlich "zum Nachteil der Staatsoper" ausgehen werden.

Ein gewisses "Hin und Her" hat es über die Frage gegeben, welche Oper an welches Haus soll. Er sei nun mit dem "Besuch der alten Dame" sehr froh, so Geyer. Denn die auf Friedrich Dürrenmatts Stück basierende Oper diagnostiziere die Amoral gerade unserer heutigen Gesellschaft. Und dieses Element werde Warner auch mit durchaus "weltpolitischer" Schlagseite herausarbeiten. Die Figur der Claire sei deshalb so Angst einflößend, "weil sie das darstellt, was wir am meisten wollen und was uns am meisten verdirbt", zitierte er aus einem Text Warners. Außerdem preise der Regisseur die "umwerfende Präzision", mit der von Einem den Text "auf eine höhere Ebene bringt". In der Rolle der Claire wird Katarina Karneus ihr Debüt am Theater an der Wien geben, es dirigiert Michael Boder.

Der Staatsoper gratulierte Geyer zum erstmaligen Engagement der finnischen Dirigentin Susanna Mälkki. "Sie ist begeistert von dem Stück und eine wirkliche A-Dirigentin", berichtete Meyer. "Dantons Tod" wolle man auch über das von Einem-Jahr hinaus im Repertoire behalten. Für die große Rolle des Danton hat man mit Wolfgang Koch "die ideale Besetzung" gefunden, daneben kommt ein umfangreicher Teil des Ensembles zum Einsatz. Insgesamt habe es im Haus bereits 81 Opernabende mit Werken von Einems gegeben, zusätzlich fünf Ballettproduktionen mit seiner Musik. Zum 100. Geburtstag will man daher einen ganzen "Blumenstrauß" präsentieren - neben der Premiere gibt es eine Ausstellung zu von Einem in den Pausenräumen, in der Stuiobühne Walfischgasse trifft Haide Tenner die von Einem-Witwe Lotte Ingrisch zum Gespräch (4. April) und auf CD bringt man die Uraufführung von "Der Besuch der alten Dame" (damals an der Staatsoper) mit Christa Ludwig in der Hauptrolle heraus.

An Gottfried von Einem gedachte man beim heutigen Pressetermin, dem auch Lotte Ingrisch sowie mit Erhard Busek und Walter Blovsky zwei weitere Vorstandsmitglieder der beide Produktionen finanziell fördernden von Einem Musikstiftung beiwohnten, auch mit einer Anekdote: Als er in jungen Jahren nach Wien kam, um die "Jeunesse Musicale" zu übernehmen, habe ihn der Komponist im Büro besucht und ihm ein Buch mitgebracht: "Julius Cäsar" von William Shakespeare. Er solle sich, so von Einems Rat, vor allem die Passagen über Brutus gut durchlesen, erinnerte sich Geyer. "Damit war ich auf Wien vorbereitet."