Der australische Regisseur Barrie Kosky will in seiner "Meistersinger"-Inszenierung zum heutigen Auftakt der Bayreuther Festspiele den Komponisten Richard Wagner selbst zum Thema machen. "Wagner wird in unterschiedlichen Gestalten eine Rolle spielen", sagte Kosky der "Süddeutschen Zeitung".
"Aber auch die historischen Wellen, die das Stück geschlagen hat, sind wichtig. Wagner ist nicht verantwortlich für das, was im 20. Jahrhundert geschehen ist. Aber wir können es nicht ausblenden und eine Komödie inszenieren über eine deutsche Utopie im 19. Jahrhundert."
"Nationale Tendenzen"
Der 50-jährige Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, eröffnet mit einer Neuinszenierung der Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" heute die diesjährigen Richard-Wagner-Festspiele. Am Pult steht der Schweizer Dirigent Philippe Jordan, der seine steile Karriere in Graz startete. "Das Echo der "Meistersinger" sollte sein, dass man erkennt, wie problematisch die nationalen Tendenzen sind", sagte Kosky über seine Inszenierung. "Das Thema ist leider hochaktuell."
"Bayreuth ist Comedy"
Als er 2012 erstmals in Bayreuth gewesen sei, habe er Angst gehabt "vor dem ganzen pseudoreligiösen Gehabe" und damals beschlossen, niemals am Grünen Hügel zu inszenieren. "Aber jetzt hat der Zauberspuk Bayreuth überhaupt keinen Effekt auf mich", sagte Kosky. "Die Phantome von Richard [Wagner] über Adolf [Hitler] bis hin zu den vielen berühmten Regisseuren sitzen nicht mit im Saal, wenn man probt."
Zur Frage, ob er es als Jude nicht furchtbar finde, an einem Ort zu sein, an dem Hitler geschlafen habe, sagt Kosky: "Nein. Auschwitz ist Horror, aber Bayreuth ist Comedy - allerdings eine tiefschwarze Komödie."