Die Oper Burg Gars hat sich 2017 für Mozarts "Zauberflöte" entschieden - definitiv als Botschaft der Aufklärung und der Humanität. Kurt Josef Schildknechts durchaus spannende Inszenierung ist bei der Premiere am Donnerstagabend freundlich aufgenommen worden.
Die Einleitungsszene wirkt etwas seltsam: Zur Ouvertüre robbt eine Gruppe Männer in Bauarbeiterjacken über den Bühnenboden, um dann spielzeugartige Plastikschlangen in der Hand zu halten. Die drei Damen erscheinen in muslimische Gewänder gehüllt, und der Prinz Tamino - ein wunderbarer Clou der Regie - ist dunkelhäutig. Damit ist die Prämisse entscheidend verändert: Tamino - mit dem südafrikanischen Tenor Siyabonga Maqungo stimmlich wie darstellerisch ausgezeichnet besetzt - ist fürwahr ein Fremder, der in Sarastros Reich zunächst abgewiesen wird und erst nach peniblen Prüfungen seine Tauglichkeit zur Integration unter Beweis stellen kann.
Den Papageno hätte ursprünglich Liviu Holender singen sollen, der sich aber bei den Proben ein Bein brach. Für ihn sprang der Tiroler Wolfgang Resch ein. Zuerst taucht er aus dem Zuschauerraum auf (die Akustik geht dort immer wieder flöten), lederbehost, als wär er der Adam aus dem "Vogelhändler", und mit dem legendären Heinz Conrad'schen Begrüßungsspruch auf den Lippen. Erfrischend sinnlich präsentiert sich dann seine Papagena (Katharina Tschakert). Witzig ist auch die Idee, die drei Knaben als vergreiste krähende Gnome zu karikieren.
Unterschiedlich sind die sängerischen Leistungen: Adriana Gonzalez ragt als Pamina, der in ihren verzweifelten Passagen sehr innig gestaltete Momente gelingen, hervor. Benedikt Kobel ist ein weitgehend klischeefreier Monostatos. Weniger gelungen wirkt es, wenn die Königin der Nacht mit zittriger Stimme "O zittre nicht, mein lieber Sohn" anstimmt. Sarastros erster Auftritt - Igor Storozhenko mit feuerrotem Federwusch und goldener Maske - lässt ihn eher als venezianischen Faschingsnarren denn als weisen Herrscher erscheinen. Im weiteren Verlauf wird sein Erscheinungsbild allerdings immer unexzentrischer.
Nicht ganz ironiefrei kann auch der Umstand betrachtet werden, dass zum deutschsprachigen Libretto deutschsprachige Untertitel über die digitalen Anzeigetafeln laufen: doch nicht aus Misstrauen gegen die praktizierte Textdeutlichkeit? Dem Intendanten Johannes Wildner, der die Klangvereinigung Wien dirigiert, ist insgesamt eine interessante Produktion geglückt, die dem an sich sattsam bekannten Werk doch noch einige überraschende Facetten abgewinnt.
Ewald Baringer/APA