Dass er einmal Regie bei Opern führen würde, hätte der junge Idealist, der bei der Geburtsstunde von „Radio Soundportal“ dabei war und dort seine eigene Hip-Hop-Sendung hatte, wohl selbst nicht geahnt.

Vorerst ging es für Christian Thausing zum Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaften nach Wien und Lyon. Bereits während seiner Ausbildung realisierte er mehrere Kurz- und Werbefilme sowie Musikveranstaltungen und Off-Theater-Produktionen. Eine Hospitanz bei Josef Köpplinger führte ihn zurück nach Graz, wo er erste Erfahrungen im Handwerk Regie sammeln konnte. Die Faszination am Musiktheater hatte den Sohn einer Geigerin schnell wieder gepackt. „Ich war schon immer sehr audiophil. Die Musik erzählt alles oft ganz von selbst, auch schon ohne die Inszenierung.“

Nach einigen Arbeiten im Bereich Schauspiel am Theater Solothurn brachte ihn ein Engagement als Regieassistent und Spielleiter in der Saison 2011/12 wieder an die Grazer Oper, wo der gebürtige Brucker etwa mit Johannes Erath, Lorenzo Fioroni und Stephen Lawless zusammenarbeiten konnte. Mit der ehemaligen Intendantin Elisabeth Sobotka entwickelte er dabei auch das Konzept der Bühnenshow zum Saisonauftakt.


In der Reihe „OpernKurzgenuss“, einer Kooperation von Oper und Kunstuni Graz, inszeniert Thausing nun „Das Telephon“ von Gian-Carlo Menotti. Die durch Technik verkomplizierte Liebesgeschichte von 1947 ist heute so aktuell wie vor 70 Jahren: Der etwas altmodische Ben will seiner Lucy einen Heiratsantrag machen, doch diese ist ganz von ihrem Telefon eingenommen.

In seiner Inszenierung des Einakters will Thausing Technik auch aus anderen Perspektiven beleuchten und dabei alle im Hintergrund ablaufenden Prozesse mit einer Videoinstallation von Herwig Baumgartner sichtbar machen.

Der 38-Jährige betreibt übrigens auch Eventregie und war dabei bereits erfolgreicher Mitgestalter beim Lake Festival Graz oder der 100-Jahr-Feier des Lions Club. Seine Vielseitigkeit möchte er sich auch in Zukunft erhalten: „Mein Traum wäre es, einmal die ‚Elektra‘ von Richard Strauss zu inszenieren – und die Eröffnung einer Fußball-WM.“