Dirigent Dennis Russell Davies denkt "nicht im Traum an die Rente"

Mit Aufführungen von Werken Anton Bruckners und Leonard Bernsteins beendet der amerikanische Dirigent Dennis Russell Davies (73) Anfang Juli nach 15 Jahren seine Tätigkeit als Orchester- und Opernchef in Linz.

Er denkt aber "nicht im Traum an die Rente", wie er am Donnerstag in Linz in einer Pressekonferenz erklärte. Am 5. und 6. Juli gastiert der Linzer Generalmusikdirektor noch mit dem Bruckner Orchester Linz (BOL) und Anton Bruckners 4. Symphonie (1. Fassung) im Dom von Passau und im Stephansdom in Wien. Das Abschiedskonzert von seinem Orchester bestreitet er mit dem gleichen Werk am 8. Juli bei den Oberösterreichischen Stiftskonzerten in der Stiftsbasilika St. Florian. Am Tag davor, dem 7. Juli, verabschiedet sich Davies im Linzer Musiktheater mit dem Bernstein Musical "On the Town".

Mit "Rente" hat der Dirigent nichts am Hut: Er werde weiter in Linz leben und habe "Engagements ohne Ende". In der kommenden Saison 2017/18 wird er in 19 Städten Konzerte oder Opern dirigieren, außer in Europa auch in Buenos Aires und in Tokyo. Das Ende der Chefposition in einem Orchester sei "vielleicht nur vorübergehend". Aber hier werde er - auch aus Rücksicht auf seinen Nachfolger Markus Poschner - in nächster Zeit nicht auftreten.

Davies, der seit 48 ununterbrochenen Jahren als Orchesterchef in den USA und Europa tätig war, bezeichnete als einen besonderen Höhepunkt seiner Linzer Jahre die Eröffnung des neuen Musiktheaters 2013. Dadurch sei es möglich geworden, großbesetzte Orchesterwerke in Oper und Ballett endlich klangwirksam zu interpretieren. Gleichzeitig sei das Bruckner Orchester Linz auf nunmehr 130 Musiker vergrößert und nun der zweitgrößte Klangkörper Österreichs.

Sein Fokus: zeitgenössische Musik

Abgesehen vom klassischen symphonischen Repertoire hat sich Davies besonders der zeitgenössischen Musik gewidmet. Allen voran dem Schaffen seines Landsmannes Philip Glass, der Davies die Uraufführungen zahlreicher Symphonien und Opern verdankt. Aber auch Werke von Friedrich Cerha, Kurt Schwertsik oder HK Gruber und schließlich auch oberösterreichische Komponisten wie Fridolin Dallinger, Balduin Sulzer und Peter Androsch erlebten seine Förderung.

Zu den Höhepunkten zählt Davies aber auch die Konzerte im Rahmen des Linzer Ars Electronica Festivals. Mit seinem BOL produzierte er rund 40 CD- und DVD-Aufnahmen, darunter als erstes und einziges Orchester der Welt alle Bruckner-Sinfonien in allen Fassungen. Ein besonderer Höhepunkt der vergangenen 15 Jahre am Pult des Bruckner Orchesters waren drei große USA-Tourneen.