Der tschechische Dirigent Jiří Bělohlávek ist tot. Der Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie ist am Donnerstagmorgen nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren in Prag verstorben, wie das Management des Orchesters der APA mitteilte. Seit 2012 war Bělohlávekdem Klangkörper vorgestanden und hatte erst im Jänner seinen Vertrag um weitere sechs Jahre verlängert.

"Er hat der Tschechischen Philharmonie in den letzten fünf Jahren wesentlich zum künstlerischen und auch wirtschaftlichen Erfolg verholfen", heißt es in dem kurzen Statement. Bělohlávekwurde am 24. Februar 1946 in Prag geboren und interessierte sich von Kindesbeinen an für die Musik. Bereits im Alter von vier Jahren war er Mitglied eines Kinderchors und nahm bald Klavier- sowie Cellounterricht. Nach einem Violoncellostudium am Prager Konservatorium griff er schließlich zum Dirigentenstab und nahm bei Sergiu Celibidache Meisterstunden.

Als Assistent des rumänischen Maestros gewann er 1970 einen Young-Conductors-Wettbewerb in Tschechien und erreichte im Jahr darauf das Finale des Herbert-von-Karajan-Dirigentenwettbewerbs. Nach Stationen bei den Brünner Philharmonikern sowie den Prager Symphonikern führte der Weg von Bělohlávek bereits Anfang der 1990er zur Tschechischen Philharmonie, wo er von 1990 bis 1992 in der Nachfolge von Vaclav Neumann das Orchester dirigierte. Doch als die Orchestermusiker erstmals das Recht erhielten, ihren Dirigenten in geheimer Wahl selbst zu bestimmen, endete das Engagement Bělohláveks im Streit.

Später ging er nach England, wo er von 2006 bis 2012 an der Spitze des BBC-Symphonie-Orchesters stand. In London wurde ihm viel Anerkennung zuteil. Kritiker lobten den typisch böhmischen, warmen Klang. Die Queen zeichnete ihn mit dem CBE-Verdienstorden aus. In der Zwischenzeit führten seine Engagements Bělohlávek u.a. zu den Salzburger Festspielen sowie an die Pulte von so renommierten Orchestern wie dem Gewandhausorchester Leipzig, den Berliner Philharmonikern oder dem Cleveland Orchestra.

Mit internationaler Erfahrung kehrte Belohlavek dann nach zwanzig Jahren an die Tschechische Philharmonie zurück. Anlässlich eines Festkonzerts zu seinem 70. Geburtstag im Vorjahr hielt der Kritiker der Zeitung "Hospodarske noviny", Petr Fischer, fest: Nicht immer gelinge es dem Perfektionisten, seine Sorgfalt und Präzision in ein starkes emotionales Erlebnis zu verwandeln. Doch die Musik eines Martinu in der Interpretation von Belohlavek - das sei "ein Feuerwerk der Rhythmen, ein Überschwall der Emotionen, die durchdachte Entstehung von Energie".