Guten Morgen, Herr Beczała, wie spricht man Ihren Namen eigentlich korrekt aus?

PIOTR BECZAŁA: Ganz einfach: Das leicht durchstrichene „ł“ ist eine Art von Zwischenlaut zwischen „w“ und stimmlosem „o“, Akzent auf dem Auslaut.

Wo störe ich Sie gerade?

PIOTR BECZAŁA: Sie stören gar nicht. Ich bin gerade in meiner Wiener Wohnung im 4. Bezirk. Besonders gerne bin ich auch in meinem kleinen Haus in Südpolen. Dort komme ich her und dort fühle ich mich auch zu Hause.

Sie treten in allen großen Opernhäusern der Welt auf, wo singen Sie besonders gern?

PIOTR BECZAŁA: Jedenfalls nicht gleichzeitig überall. Fixpunkte sind die „Met“ und die Staatsoper. Hier habe ich immer das Gefühl, das Publikum liebt mich besonders. So was spürt man einfach. Demnächst stehe ich wieder als Riccardo in Verdis „Maskenball“ auf der Bühne.

Diese Partie haben Sie ja vielfach schon gesungen. Liegt sie Ihnen besonders?

PIOTR BECZAŁA: Ja, ja, sie zählt wirklich zu meinen Highlights. Voriges Jahr habe ich an der Staatsoper eine Serie gesungen, das wiederholt sich jetzt im April. Dazwischen lag München mit einer ganz konträren Inszenierung. Interessant, wie man selbst auf eine andere Regie reagiert. Natürlich, die Töne bleiben dieselben. Aber es macht einen gewaltigen Unterschied, wo man auf der Bühne platziert ist und in welchem Kontext man agiert. Man spielt auch anders.

Sie sind aufs italienische und französische Repertoire gleichsam spezialisiert. Gibt es da noch Platz für etwas anderes?

PIOTR BECZAŁA: Durchaus. Ich suche ja auch immer wieder neue Herausforderungen. Ein gutes Beispiel ist meine erste große Rolle aus dem deutschen Repertoire, nämlich der Lohengrin, den ich im vorigen Jahr mit Anna Netrebko als Elsa in der Semperoper gesungen habe. Und ich denke, das Experiment hat sich gelohnt, und, schenkt man der Kritik Glauben, ist es auch gelungen. Wagners sängerische Bandbreite ist ja enorm. Und man kann den Lohengrin durchaus auch lyrisch singen.

Gibt es für Sie Rollen, die Sie noch nie gesungen haben und gerne einstudieren würden?

PIOTR BECZAŁA: Ach ja, genug. So zum Beispiel den José in „Carmen“. Der wird im nächsten Jahr drankommen. Otello zum Beispiel wird noch warten müssen, aber den Radames könnte ich mir schon besser vorstellen. Aber noch ist da nichts fixiert. Und das heißt etwas, denn mein Kalender reicht bis zum Jahr 2021.

Niemand ist immer gleich gut, ein Sänger schon gar nicht. Eine kleine Unpässlichkeit genügt oft schon. Welche Art von Kontrollmechanismen (unter Anführungszeichen) gewährleistet Ihre stets gleichbleibende Qualität?

PIOTR BECZAŁA: Nicht einfach zu beantworten. Glücklicherweise hatte ich noch keine größeren Krisen. Es ist meine Art, mit jedem über alles offen zu reden. Das bringt oft sehr viel. Meine wunderbare Frau Katarzyna, mit der ich bald 25 Jahre verheiratet bin, war selbst Sängerin. Sie ist meine strengste Kritikerin. Sie ist immer da und auf sie höre ich.