Die griechische Mythologie lässt die Amazonen, jene kriegerischen Frauen, die keiner Schlacht ausweichen, vom fürchterlich grausamen und brutalen Kriegsgott Ares abstammen. Aber was zählt schon die griechische Mythologie, wenn Hollywood ans Werk geht? Hier fungiert Zeus als Stammvater.
Irgendwo gleich ums Eck vom Garten Eden liegt die Insel Themyscira. Dort sind die Amazonen daheim und halten sich mit martialischem Training fit. Man kann ja nie wissen, vielleicht kommt Ares des Wegs, dann muss man für den finalen Kampf gewappnet sein. Verstohlen schaut die kleine Diana ihrer Mutter (Connie Nielsen) und den anderen Amazonen beim Intensivtraining zu. Ihre Tante (Robin Wright) trainiert das Mädchen heimlich, zum Ärger der Mutter.
Diana wird schließlich erwachsen und ab da von der israelischen Schauspielerin Gal Gadot verkörpert. Als schließlich jenseits des magischen Nebels ein Flugzeug auftaucht, ist die Welt im Paradies angekommen. Erstmals sieht Diana Männer, zuerst den Piloten Steve Trevor (Chris Pine) und dann deutsche Soldaten. Diana erfährt von einem Krieg, vom Grauen des Abschlachtens, und so beschließt sie, sich mit dem Schwert „Godkiller“ und mit Steve auf den Weg zu machen, um Ares zu eliminieren, denn dann wird alles gut. Denkt sie sich und liegt daneben.
Regisseurin Patty Jenkins schlägt unendlich viel Witz und Ironie aus dem Zusammentreffen zwischen insularer Unbedarftheit und europäischer Zivilisation. Wir schreiben schließlich das letzte Jahr des Ersten Weltkriegs. Mit „Wonder Woman“ hat Jenkins zweifellos eine Comicfigur etabliert, die als Superheldin gute Figur macht und das Genre eindeutig auf- und erfrischt. Aber: Wer zählt eigentlich die vielen Leichen, die sich dabei anhäufen?
Reinhold Reiterer