"Gebt mir das Geld, oder ich lasse euch hier sterben.“ Das sind die ersten Worte, die Bebe (eine Entdeckung: Ada Condeescu) und ihr jüngerer Bruder Mikhail (Abdulkadir Tuncer) hören, als sie in Deutschland ankommen. Die beiden liegen zusammengepfercht im Versteck eines Lkws.
Bei ihrer Ankunft haben die Geschwister aus Moldawien bereits eine Odyssee durch Europa hinter sich: Schleppermafia, Trennung, Prostitution, Erpressung. Eine Ende dieser ist bei der Ankunft im Asylheim nicht in Sicht. In ihrer Heimat wurde Mikhail von der Polizei gefoltert, die Eltern sind tot. Die Vorgeschichte bleibt in „Geschwister“, dem Spielfilmfebüt des Grazers Markus Mörth, aber weitestgehend im Dunkeln, nur einzelne Rückblenden beleuchten die damals dürftigen Chancen auf eine glücklich Zukunft.
Ruhig und präzise erzählt Mörth eine eindringliche Flüchtlingsgeschichte voller Träume, Traumata und Alltagseinblicke sowie dem Ausgeliefertsein der Schleppermafia. Es ist aber auch ein Film über das Leben, das unbändige, stolze, wagemutige, das trotz aller Grausamkeit und Ungerechtigkeit dazwischenfunkt. Dass das Drehbuch kurz vor der letzten Klappe von der Realität eingeholt worden ist, verschärft die Aussage des Films, der selbst eine kleine Odyssee hinter sich hat, bis er nun endlich im Kino zu sehen ist.