Aufbruch und Tragik liegen in den USA Ende der 60er nahe beieinander. Das gesellschaftliche Momentum der Flower-Power-Generation fand ein jähes Ende mit den Morden der Charles-Manson-Anhänger. In Motorradclubs, die sich in den 1950er und 60ern im Geiste Marlon Brandos „Der Wilde“ formten, nahm die Kriminalität überhand. Einen solchen Club, die Outlaws MC, porträtierte der Fotograf und Filmemacher Danny Lyon 1967 in einem Fotobuch.

Dieses formt die Basis der fiktionalen Vandals MC. Gegründet von Brando-Fan und Familienvater Johnny (Tom Hardy), will er so mit einigen weiteren Motorrad-Aficionados, darunter Benny (Austin Butler), eine ungezähmte Seite ausleben. In diesen frühen Jahren des Clubs stolpert auch die forsche Kathy (Jodie Comer) in Bennys Leben. Die beiden heiraten nach fünf Wochen. Sie ist es auch, die dem Journalisten Danny Lyon (Mike Faist) in Interviews vom Aufstieg des Clubs erzählt, der elektrisierenden Energie der Freiheit. Aber auch von den Problemen, die bald entstehen. Dubiose Mitglieder, drogensüchtige Vietnam-Heimkehrer, Kriminalität, ein Verlust der Kontrolle durch das Eröffnen von zu vielen Chaptern überall in den USA.

Diesen unweigerlichen Abstieg des Clubs von den „Biertrinkern“ zu den „Kiffern“, von kleinen Prügeleien zu schweren Vergeltungsschlägen, sowie von männlichem Balzgehabe zu einer knapp vereitelten Vergewaltigung, versucht Regisseur Jeff Nichols entlang der komplexen Erinnerungen der Mitglieder und Kathys zu orchestrieren. Doch so plastisch der Film in seiner Brutalität auch ist, und so sehr er versucht, den Zeitgeist einzufangen: Er kann sich einer gewissen Romantisierung nicht entziehen.

Wie Lyons Bilder im Abspann zeigen, waren die frühen Mitglieder ein Haufen magerer Halbstarker auf frisierten Maschinen. Im Film wird man aber von einer Marlon-Brando-Optik erschlagen. Von zottigen Gesichtern, Leder und coolem Swagger. Dass Benny Kathy erobert, indem er stundenlang vor ihrem Haus parkt, oder Johnny schon mal eine Bar anzündet, wenn eines seiner Mitglieder dort verprügelt wird, idealisiert der Film vielleicht nicht. Aber kritisch zieht er fast nur mit den neueren Mitgliedern ins Gericht, die als unbestimmte Masse in den letzten Minuten gefühlt wie Heuschrecken über den Club herfallen, und die „edleren“ alten Mitglieder ins Aus drängen.

Comer und Hardy begeistern auf Englisch mit schweren, nasalen Chicago-Akzenten. Michael Shannon, Norman Reedus und Boyd Holbrook geben sich die Ehre in Nebenrollen. Doch der wankelmütige Ton zerrt ein wenig an dem Film, wodurch auch die intensivsten Momente wenig nachhängen.

Bewertung: ●●●○○