Sie hatte zeitlebens die Aktionshose an. Ihr Werk „Aktionshose: Genitalpanik“ eröffnet auch die fantastische Retrospektive Valie Export in der Wiener Albertina. Die Schau wartet nebst bahnbrechenden frühen Arbeiten auch mit neuen Einblicken ins Werk der Künstlerin auf. Während ihre ikonischen Performances und ihre Medienkunst-Arbeiten weithin bekannt sind, rückt nun verstärkt ihre Leistung als Filmpionierin in den Fokus.

Der Austro-Streamingdienst Kino VOD Club hat anlässlich der Schau ein kleines, feines Paket geschnürt und sechs ihrer sonst schwer zugänglichen Filme online verfügbar gemacht – mindestens bis Ausstellungsdauer bis zum 1. Oktober.

„Die Praxis der Liebe“ von 1985 etwa erzählt von der Journalistin Judith Wiener (Adelheid Arndt) und dem männlichen dominierten Machtapparat. Die Reporterin dokumentiert die Unterdrückungsmechanismen der Sexarbeit auf der Reeperbahn mit ihrer Kamera, der Redakteur zu Hause lehnt die Story ab. In einem Spiegelkabinett trifft sie einen früheren Lover wieder und kommt einem Waffenschmugglerring auf die Schliche. Die Noricum-Affäre lässt grüßen! Auch im Film sah es die heute 83-Jährige Export als ihre Aufgabe an, gegen die Autoritätsgesellschaft und Geschlechternormen anzukämpfen. Mit treibendem Klaviersound und unerschrockenen Frauenfiguren. Dafür hagelte es 1985 bei der 35. Berlinale zuhauf Buhrufe.

Außerdem zu sehen: der psychische Sci-Fi-Film „Unsichtbare Gegner“, das Beziehungsdrama „Menschenfrauen“ oder der Porträtfilm „Oswald Wiener – Tischbemerkungen 1985“.

Künstlerin Valie Export
Künstlerin Valie Export © APA/GEORG HOCHMUTH


Vor drei Jahren hat die Künstlerin ihr filmisches Vermächtnis dem Wiener Filmmuseum überlassen. Dort, neben der Albertina, widmet man Export ab September ein umfassendes Programm. Für den Gesamtblick; nach dem Besuch der Ausstellung zum Beispiel.