IM HERZEN JUNG
Bewertung: ****

Im Blockbusterkino hat es ebenso Tradition wie bei der Fernsehkrimi-Reihe „Tatort“ oder beim Salzburger Festspielklassiker „Jedermann“: Älterer Mann begehrt deutlich jüngere Frau, sie ihn ebenso. Im Umkehrschluss ist die Paarung – Jüngerer Mann begehrt ältere Frau – sehr selten zu sehen. Im fein gezeichneten französischen Drama „Im Herzen jung“ beginnen eine 70-jährige Architektin und ein 25 Jahre jüngerer Mann eine lebensverändernde Affäre. Ihre Liebesbeziehung bewegt und ist ohne Klischees oder Herrenwitze inszeniert.
Die Filmemacherin Carine Tardieu erzählt ihr Verlieben nicht mittels Urknall, sondern in aller Ruhe und mit größtmöglicher Selbstverständlichkeit. Schmetterlinge im Bauch haben genauso Platz wie Ängste, Zweifel und Gewitterwolken, als ihre Liebe rauskommt.
Pierre (fein nuanciert: Melvil Poupaud) und Shauna (eine eigene Klasse für sich: Fanny Ardant) lernen sich in unromantischem Ambiente bei nicht empfehlenswerter, wässriger Tomatensuppe aus dem Automaten im Spital kennen. Der Onkologe behandelt ihre sterbende Freundin Mathilda und spendet Shauna Trost. Pierre wird zu einem Notfall gerufen. Als er wieder kommt, ist sie fort. Genau dann stirbt Mathilda.
15 Jahre später treffen sich beide wieder, als Pierre auf einer Konferenz in Irland weilt. Der zweifache Vater begleitet seinen besten Freund George, für den Shauna wie eine Ersatzmama war. Probleme sind vorprogrammiert.

Die Zeit tickt

Zärtlich entdecken ein Mann und eine Frau, die schon vieles erlebt haben, sich, ihr Begehren und ihre Empfindungen füreinander. Tardieu wechselt Standorte und Zeitebenen; die Liebe zwischen Pierre und Shauna fügt sich organisch in Lebensrealitäten ein, die durch Verlust, Entfremden und Wiedersehen geprägt worden sind.
Dass Shauna an Parkinson erkrankt ist, erfährt das Publikum spät. Die „Honeymoon“-Phase ihrer Krankheit sei vorbei, erklärt Shaunas Ärztin ihr, nachdem diese einen Schwächeanfall in der Badewanne hatte, als Pierre den Einkauf an der Tür entgegennimmt. Ihr Körper schwächelt, während Pierre die rohen Eier auf den Boden fallen.

Die Liebe steht hier gleichsam für heilsame Wirkung und Unheil. Denn die Zeit tickt: in den Körpern und den Herzen. Und dass George daran forscht, was Zellen von innen zerfrisst, ist eine schöne Metapher.
Die Regisseurin fragt das Publikum, was schwerer wiegt: unglückliche Äußerlichkeiten oder Momente von Glück. Eine Auflösung ist der wiederkehrende Satz: „Wir atmen alle die gleiche Luft.“ Und: Für die Liebe ist es nie zu spät.

DIE GESCHICHTE EINER FAMILIE
Bewertung: ***

Chrissi (Anna Maria Mühe) lebt für das Adrenalin und gefährliche Stunts. Bis ein schwerer Unfall sie aus ihrem Alltag reißt und an den Rollstuhl fesselt. Nun muss sie erst einmal bei ihrem Vater (Michael Wittenborn) einziehen. Dort wird bald klar, dass die eisige Stimmung in einer traumatischen Erfahrung der Familie zuvor wurzeln. Diese zwingt Chrissi, ihren Vater, sowie die Bekannten im Dorf, sich dieser Geschichte zu stellen. Stück für Stück entfaltet Regisseur Karsten Dahlem ein Trauma, das auf persönlichen Erlebnissen basiert. Mühe begeistert als verletzte, verbitterte Chrissi, Wittenborn als hilfloser Vater. Allein die Taktung vieler Szenen und die Vorhersehbarkeit mancher Handlungsstränge trüben das Kinoerlebnis. (Susanne Gottlieb)

TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES: TURTLE MAYHEM
Bewertung: ***

New York ist in Gefahr. Der mutierte Bösewicht Superfly (Ice Cube) möchte die Menschheit auslöschen. Aufhalten können ihn nur die vier Schildkrötenbrüder Leonardo (Nicolas Cantu), Michelangelo (Shamon Brown Jr.), Donatello (Micah Abbey) und Raphael (Brady Noon). Diese wurden von ihrem Ziehvater, der Ratte Splinter (Jackie Chan), zu Martial-Arts-Künstlern erzogen. In berauschend-buntem Animationsstil a la Spider-Man konzentriert sich der Film auf die Frage, in welcher Welt die Turtles existieren wollen. Verstecken, die Menschheit unterjochen oder zu Helden werden? Leider fehlt dem Film gerade dann die emotionale Tiefe des Spinnenmanns, optisch ist die Neuauflage des Action-Abenteuers aber ein Fest. (Susanne Gottlieb)