Es ist ein bisschen so wie die picksüßen, pastellfarbenen Zuckerlketten vom Kirtag. Jede Instagram-taugliche Szene in diesem mit allen visuellen Raffinessen aufgefädelten elften Fest von Wes Anderson gilt es zu knacken. Eines gleich vorweg: Die Gelüste danach sind größer als das tatsächliche Geschmackserlebnis.
Wir schreiben das Jahr 1955. Das titelgebende Kaff "Asteroid City" mitten in der Wüste ist das Mekka von euphorischem Sternderl-Schau-Publikum, seit vor einer Ewigkeit ein Meteorit aufgeschlagen hat. Hochbegabte Jugendliche und ihre Eltern sind angereist, um ihre Erfindungen vorzustellen.
Atompilz-Wolken steigen auf, schließlich ist man in einer Testregion stationiert. Zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird der Zustand der Welt und der Wettlauf ins All vor dem Hintergrund des Kalten Krieges debattiert. Stilecht, wohlgemerkt. Denn ein Cocktail-Automat spuckt einen perfekt geschüttelten Martini aus; inklusive Olive. Als außerirdische Mächte sich dazu gesellen, ist es mit der verkopften Ruhe vorbei. Alle Anwesenden sitzen in der Kraterstadt fest. Und das retro-futuristische 1950er-Wimmelbild von Wes Anderson nimmt Fahrt auf.
Mit einem groß angelegten Plot und Figurenentwicklung hält sich Wes Anderson nicht lange auf. Fotograf und Loser-Typ Augie Steenbeck (Jason Schwartzman), der seinen Kindern noch nicht gestanden hat, dass ihre Mutter tot ist und er sie zum Schwiegerpapa-Macho (Tom Hanks) bringen will. Als das Auto eingeht, stranden sie in der Wüste und treffen auf die todunglückliche Starschauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson). Über geöffnete Bungalow-Fenster sprießt eine zarte Lovestory.

Der Anderson-Effekt

In der Theaterwelt verankert der US-Kultregisseur – ein Novum – seine Rahmenhandlung. Bryan Cranston ("Breaking Bad") führt als Erzähler durch das Stück. Einmal taucht er in der Wüste auf und fragt: "Gehöre ich hier gar nicht hin?" Das gilt manchmal auch für die visuelle Kinoparty mit der Zeitmaschine des Dirigenten Wes Anderson.

Bewertung: ****