Ein Spider-Man kommt selten allein. Das musste Miles Morales, der erste afroamerikanische Träger des Spinnenanzugs, feststellen, als ihm 2018 Besuch aus Paralleluniversen abgestattet wurde. Die visuell überwältigende Fortsetzung zum oscarprämierten Animationsfilm "Spider-Man: A New Universe" hebt die Anzahl potenzieller Spinnenmänner und -frauen nun ins schier Unermessliche.
Im Großstadtdschungel New Yorks kommt man als Superheld bekanntlich nicht zur Ruhe. Mit einem Widersacher dieses Kalibers hätte Miles aber nicht gerechnet: Ein Wissenschaftler mutiert nach einem Laborunfall zum schwarz-weißen Klecksgebilde "The Spot" und plant Übles. Nicht nur die Welt von Miles steht in Gefahr, im gesamten Multiversum wird der Notstand ausgerufen. Eine Gesellschaft interdimensionaler Spinnenmenschen will dem mächtigen Gegenspieler das Handwerk legen. Die Hauptlast der Mission trägt Miles, der Herr über sein Schicksal bleiben möchte.

Expressive Farbexplosionen

Die Entstehung eines gelungenen Sequels ist mit großer Verantwortung verbunden. Zumindest optisch haben sich die Erfolgsproduzenten Phil Lord und Chris Miller ("The Lego Movie") dieser Aufgabe mit Bravour gestellt. Expressive Farbexplosionen werden auf das Publikum losgelassen, an dessen Texturen man sich nicht sattsehen kann. Mehr noch als in Teil eins wird sprunghaft zwischen Animationsstilen gewechselt: Neben dem Mix aus computergenerierten und handgezeichneten Pixeln wird in neue Richtungen experimentiert. Es ergibt sich der Eindruck, man würde einzelne Panels eines echten Comics durchblättern.

Der große Überraschungseffekt des Vorgängers bleibt aber aus. Sich in diesem Spinnennetz aus endlos vielen Figuren und spezifischen Anspielungen zurechtzufinden, kann mit der Zeit überfordern.
Dem Spaß tut dies aber wenig Abbruch, ist der Film ja sowieso nur die Ouvertüre. Sozusagen ein ausgedehnter Vorgeschmack auf den für nächstes Jahr geplanten finalen Teil. Lust auf mehr macht dieser ästhetische Spinnenrausch nämlich in jedem Fall.

Bewertung: ****