WO IST ANNE FRANK?
Bewertung: ***

In dem Genozid der Millionen unbekannten Gesichter ist ihres eines der wenigen berühmten: Anne Frank und ihr Tagebuch waren ein Meilenstein in der Aufarbeitung des Holocaust. Der israelische Regisseur Ari Folman konzentriert sich im Animationsfilm auf eine selten im Scheinwerferlicht stehende Figur: Annes fiktive Freundin Kitty, an die das Tagebuch gerichtet war. Diese erwacht im Amsterdam der Gegenwart zum Leben und muss erkennen, dass die Nachwelt Anne Frank huldigt, aber wenige ihre Botschaft verstanden haben. Mit Peter will sie auf die Situation jener aufmerksam machen, die Hilfe brauchen. Der Film spannt eine Brücke zwischen den Lehren der Vergangenheit und den Aufgaben der Gegenwart. (sg)

WANN WIRD ES ENDLICH SO, WIE ES NIE WAR
Bewertung: ***

Regisseurin Sonja Heiss beantwortet die sperrige Titelfrage von Joachim Meyerhoffs Bestseller "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" mit lakonischem Schmäh und Leichtigkeit. Joachim, genannt Josse, wächst ab den 1970ern in einer modernen Jugendpsychiatrie in Schleswig-Holstein auf, die sein Vater als Professor leitet. Die Grenze zwischen normal und verrückt ist für die Familie fließend. Das gibt der deutschen Coming-of-Age-Geschichte eine herrlich beiläufige Absurdität, die nie ausgeschlachtet wird. Der ein wenig zu entspannt erzählte Eröffnungsfilm der Berlinale-Sektion Generation punktet mit humanistischem Humor und einem sympathischen Ensemble rund um Devid Striesow und Laura Tonke. (maw)

ROSY – AUFGEBEN GILT NICHT
Bewertung: *****

Nachdem bei der jungen Französin Marine Barnérias multiple Sklerose diagnostiziert wird, begibt sie sich auf eine lange Reise, um mit sich und ihrer neuen Mitbewohnerin "Rosy", wie sie ihre Erkrankung nennt, klarzukommen. Ihre Eindrücke hält sie in einem Videotagebuch fest, das anfangs nur für sie bestimmt war. Was an professioneller Kameraführung fehlt, macht die Protagonistin mit ihren fesselnden Erzählungen und Gefühlen wett. Eine Abenteurerin, die eigentlich keine ist, zeigt in der Doku, wie viel Stärke in ihr steckt. (tms)

SIGNS OF WAR
Bewertung: ***

Sein Film fühle sich jetzt wie eine Einleitung an, sagt der ukrainische Regisseur Juri Rechinsky. Mit dem Kriegsfotografen Pierre Crom dokumentiert er die Ereignisse in der Ukraine seit 2014. Dunkel-dröhnende Musik begleitet die Reise durch die Ostukraine von der Krim bis in den Donbass. Nicht erst mit Susan Sontags Fototheorie wird klar: Bilder alleine sagen alles und nichts aus. Rechinsky leitet das Publikum mit einem erzählten Bericht des Fotografen durch die Welt des Krieges. Auf vieles gibt es keine Antwort, aber es werden die richtigen Fragen gestellt. (tms)

LUANAS SCHWUR
Bewertung: ****

Zuletzt haben es einige Filme vom Balkan in die Kinos geschafft, die sich mit den patriarchalen Gesellschaften und deren Folgen für Frauen auseinandersetzen. Hier geht die Reise zurück in das Albanien der 1950er/60er. Luana (Rina Krasniqi) ist ein willensstarkes Mädchen, das sich mit Agim anfreundet. Eine Verbindung, die nicht gerne gesehen wird. Agims Familie gilt als "Verräter", zudem ist Luana bereits verlobt. Luanas Auflehnen dagegen mag die Figur zu oft in die Vorstellung zwängen, Frauen müssten sich an Männer anpassen, um ihnen die Stirn zu bieten. Faszinierender Einblick in isolierte Berggesellschaften, die sich wohl bis heute nicht allzu stark verändert haben. (sg)

GRIECHENLAND
Bewertung: ***

"Griechenland oder der laufende Huhn" hat eine nicht unkomplizierte Entstehungsgeschichte mit den Regisseurinnen Claudia Jüptner-Jonstorff und Eva Spreitzhofer hinter sich. Vieles an der Figurenzeichnung kommt klischeehaft, aufgewärmt und fernsehstofftauglich daher. Als Gute-Laune-Tanker, Hommage an ein Land und seine Inseln funktioniert der Wohlfühlfilm mitsamt Tourismuswerbung im kühleren Februar in nördlicheren Gefilden aber wunderbar. (js) Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier.