Das Fallen will gelernt sein, im Kampfsport ebenso wie im Leben. Und „Fallteknikk“ heißt dementsprechend auch ein preisgekrönter Graphic Novel der Norwegerin Inga Husby Sætre aus dem Jahr 2011. Die großartige Verfilmung feierte bereits bei der Berlinale 2021 internationale Premiere. Nun kommt sie unter dem Titel „Ninjababy“ zu uns ins Kino. So nennt die 23-jährige Heldin Rakel nämlich das, was in ihrem Bauch ist. Und zwar unbemerkt schon über sechs Monate. „Es ist ein blödes, raffiniertes Ninjababy, das glaubt, es kann es sich gemütlich machen und sich dann rausschleichen.“

Eine Abtreibung kommt so spät nicht mehr infrage. Also überlegt Rakel, was ihre Optionen für die ungeplante Schwangerschaft sind. Und wer als Vater infrage kommt. Leider ist es nicht der nerdig-nette Aikido-Trainer Mos, der die Falltechnik beherrscht. Der Einzige, der kein Kondom benutzen wollte, war der Typ, den Rakel nur Pimmeljesus nennt. Er ist „ein Arschloch“ und Rakel fantasiert kurz von einer Welt ohne Patriarchat, in der alle Männer vasektomiert sind. Doch in ihrer Realität bleibt nur mehr eine Adoption. Blöd nur, dass im Adoptionsvorbereitungskurs, in den sie sich einschleicht, nur reiche Rassisten sitzen. Die wollen nur ein weißes Baby und solche Eltern will sie ihrem Ninjababy doch nicht antun.

Regisseurin Yngvild Sve Flikke holt das Ninjababy aus der Comic-Vorlage direkt in ihren Realfilm – als kleines, gezeichnetes Wesen. Immer wieder führt es hitzige Zwiegespräche mit seiner Herbergsgeberin. Es möchte am liebsten von Angelina Jolie adoptiert werden und ärgert sich über die 50 Prozent Gene seines Vaters. Damit werden Rakels Zeichnungen lebendig und deuten die Genese des Graphic Novels an.
Die großartige Hauptdarstellerin Kristine Kujath Thorp legt viel verständliche Wut in ihre verkorkste Figur, die immer direkt sagt, was sie denkt. Rund um sie sind mit der besten Freundin, ihrer Halbschwester, dem übernetten potenziellen Partner und dem Pimmeljesus-Vater herrliche Kontrastfiguren angelegt. Komödiantisches Timing und Schnitt sitzen perfekt und drehen Rakels ernste Situation ins Absurde. Das trägt die Tragikomödie wunderbar über die 100 Minuten, die nicht unbedingt dahin führen, wo man vermuten würde.

Auch wenn der Film bei der Berlinale in der Jugend-Kategorie Generationen mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet wurde; „Ninjababy“ ist eine energiegeladene Coming-of-Age-Komödie mit klar feministischer Stoßrichtung, die auch für Erwachsene viel bereithält.