ELFRIEDE JELINEK - DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN
Bewertung: *****
Dieser Montagefilm nähert sich Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek über ihre Sprache an, mit der sie insistierend Antisemitismus, Verdrängung, Frauenhass entlarvt. Claudia Müllers fantastisches Porträt ist ein Fest für Fans und ein Glücksfall für all jene, die ihr Werk noch vor sich haben. "Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen" skizziert ein Stück österreichische Nachkriegsgeschichte und räumt mit ihrem Image als "Nestbeschmutzerin" auf. Die Autorin, die sich 2004 aus der Öffentlichkeit zurückgezogen ist, ordnet ihr Leben aus dem Off ein. Theaterstars wie Sophie Rois oder Stefanie Reinsperger lesen Texte und ziehen einen in die Sprachlandschaften. Ein Film über eine Künstlerin, Humanistin und Humoristin. (js) Lesen Sie hier eine ausführliche Kritik von der Viennale-Premiere.


CRIMES OF THE FUTURE
Bewertung: ****
Der Körper ist das Material der Performancekunst. Im Fall des Künstler-Paares im Zentrum von David Cronenbergs dystopisch-schwarzhumorigem Film "Crimes of the Future" durchaus in einem sehr wörtlichen Sinne. Saul Tensor (Viggo Mortensen) und die ehemalige Unfallchirurgin Caprice (Léa Seydoux) machen die Krankheit zum Kunst-Spektakel. Konkret: die Entfernung von Sauls Neo-Organen, die er in sich wachsen lässt. Die atmosphärisch düstere Neo-Noir-Story rund um Sauls Undercover-Aktivitäten für die neue Sittenpolizei, die gegen radikale Transhumanisten vorgeht, liefert einen verworrenen Spannungsbogen. Die absurden Dialoge sind dabei ebenso Material wie die Körper. (maw) Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier.



MRS. HARRIS UND EIN KLEID VON DIOR
Bewertung: ****
Lange hatte Ada (Lesley Manville) auf Nachricht gewartet, nun ist es gewiss: Ihr geliebter Eddie ist im Zweiten Weltkrieg verstorben. Die Witwe im London der 1950er beginnt, die Häuser der Oberschicht zu putzen. Als sie bei einer Kundin ein bezauberndes Dior-Kleid entdeckt, will sie auch eines besitzen. Dank sparsamer Hand und der Witwenrente gelingt ihr die Reise nach Paris. Dort muss sie sich der Hochnäsigkeit der Dior-Direktorin Claudine Colbert (Isabelle Huppert) aussetzen, die sie für zu gewöhnlich für eine Robe hält. Mit seiner vorhersehbaren, aber charmanten Handlung bietet der Film beste Unterhaltung, berührt an den richtigen Stellen und lebt von der mitreißenden Lesley Manyile in der Hauptrolle (sg).

DIE LEGENDE DER WEIHNACHTSHEXE
Bewertung: **
Regisseurin Paola Randi erzählt die Vorgeschichte zur Italo-Komödie "Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe" aus dem Jahr 2018. Geschildert wird, wie sich die Jugendliche von einer hinterlistigen Taschendiebin zu einer gutherzigen Hexe mit glückbringenden Fähigkeiten mauserte. Die Erzählung orientiert sich an der italienischen Volkssage der Befana, deren Mythos hier nur lose aufgegriffen wird. Vielmehr bekommt man ein Potpourri aus ausgelutschten Kinder- und
Jugendfilmklischees geboten. Positiv hervorzuheben ist der Auftritt von Stilikone Monica Bellucci, die den Film in einer tragenden Mentorenrolle zumindest für wenige Minuten mit Leben zu füllen vermag.
Alles in allem aber leider lauwarme Festtagskost. (pog)



BLACK PANTHER: WAKANDA FOREVER
Bewertung: ****
Chadwick Boseman hat sich als König T’Challa in die Marvel-Geschichte eingeschrieben. Dafür wird der 2020 verstorbene Schauspielstar und die "Black Panther"-Ikone schon im Intro von "Wakanda Forever" gefeiert: solo. Ausnahmsweise ohne die restliche Superhelden-Armada.
Das Sequel ist über weite Strecken eine liebevolle, kitschige und musikalisch vom Rihanna-Comeback bis zum Sound von Ludwig Göransson wuchtige Verbeugung vor dem schwarzen Superhelden im Hit-Blockbuster von 2018. Regisseur Ryan Coogler und Drehbuchautor Joe Robert Cole standen vor der schwierigen Aufgabe, mit "Wakanda Forever" völlig neu anzufangen. Ein Drahtseilakt, der auf vielen Ebenen wunderbar gelingt. Nach vielleicht zu üppigen Verneigungs-, Trauer- und Wiederfindungsszenen werden hier in 161 kurzweiligen Minuten Figuren, Geschichten und Handlungsstränge überraschend reich an Twists und für einen Blockbuster höchst tiefsinnig, schlagfertig, feministisch und clever weiter entwickelt – gerade abseits der bombastischen Kämpfe als Mix zwischen Seifenoper und Superheldenepos. (js) Lesen Sie hier die ausführliche Kritik zu "Black Panther: Wakanda Forever"