Es begann mit einem Einstieg wie aus dem Prinzessinnen-Bilderbuch: Am 29. Juli 1981 heiratete Diana Spencer, damals gerade 20 Jahre alt, den britischen Thronfolger Prinz Charles – in einer perlenbesetzten Robe mit acht Meter langer Schleppe. Es war eine Inszenierung fürs Volk. Und eine, um die strauchelnde Monarchie wieder ein bisschen populärer zu machen. Mehr als eine Million Menschen empfingen das frisch gebackene Ehepaar auf Londons Straßen, mehr als 750 Millionen weltweit schauten daheim auf den Bildschirmen zu. Der erste Schritt zum Medienstar ward getan.
Endgültig zur Stilikone mutierte die frühere Kindergärtnerin 1985, als sie beim Staatsbesuch in den USA mit John Travolta im Weißen Haus ein Tänzchen wagte, während ihr Mann mit seinen Botschaften zum monarchistischen Sidekick mutierte. Sehr zu seinem Missfallen.
Eine Hassliebe
Der Rest der Hassliebe der nahbaren Adeligen und Fashion-Queen mit den Paparazzi, die zeitlebens von Reportern auf Schritt und Tritt verfolgt wurde, ist bekannt. Inklusive ihr späteres Kuscheln mit dem Boulevard.
Knapp 25 Jahre nach ihrem tödlichen Autounfall in Paris offenbart "The Princess" ein hoch spannendes und zeitgenössisches Bild einer kämpferischen jungen Frau. Es zeigt, dass die Königliche Hoheit als Projektionsfläche für alles Mögliche herhalten musste. Ohne Rücksicht auf Verluste. Die Doku ist wie die Chronologie einer hungrigen Meute und die von Hass, Gier und Profit genährte Treibjagd auf eine Person. Der Film zeichnet aber auch ein Bild von einer Frau, die sich immer vehementer dagegen wehrte und sich aus höfischen Korsett mit ihren Mitteln befreite.
Regisseur Ed Perkins verwendet für die erste Kino-Doku über Lady Di ausschließlich Archivmaterial. Schnipsel aus den britischen Wohnzimmern und Pubs, Szenen aus den bekannten und weniger bekannten Interviews, Talkshows, in denen sogenannte Experten die äußere Erscheinung der Adeligen und ihr Verhalten als Gattin und Mutter kommentierten.
Auch, wenn jedes Detail aus dem Leben der Fürstin von Wales öffentlich ausgewalzt wurde, birgt die kompromisslose Montage Überraschungen. Keine Zeitzeugen treten auf, keine Royal-Expertise wird vor die Kamera geholt. Es ist ein bisschen so, als erzähle Perkins eine widersprüchliche Heldinnengeschichte voller Träume, Leid und Abgründe. Das ist keine Seifenoper, sondern Realität. Beim Sundance-Festival gefeiert, entert die tragische Story einen Tag vor ihrem Geburtstag die Kinoleinwände.
Bewertung: ****
Und: Pünktlich zur Kinodokumentation ist auch "Spencer" und Kristen Stewarts oscarnominierte Performance online verfügbar.