ELVIS
Bewertung: ****
Nach einer Reihe erfolgreicher Musiker-Biografien war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Elvis Presley den Weg (zurück) auf die große Leinwand finden würde. Kein Geringerer als Baz Luhrmann, ein Liebhaber von Glanz und Glamour, hat dem King of Rock’n’Roll ein pompöses Denkmal verpasst. Der überkandidelte Stil des Australiers trifft auf die amerikanische Musikindustrie der 50er-, 60er- und 70er-Jahre. Hinter der schillernden Fassade verbirgt sich eine zynische Geldmaschinerie, die jungen Künstlern ihre Unschuld beraubt. Von seinem späteren Manager Colonel Parker (Tom Hanks), der hier als Mephisto-hafte Figur in Erscheinung tritt, wird der aus der Arbeiterklasse stammende Sänger den Machenschaften des Showbusiness ausgeliefert. Das zweieinhalbstündige Epos schafft den Spagat zwischen Musikspektakel und Charakterdrama - die übliche Biopic-Formel wird durch Luhrmanns extravagante Inszenierung aufgerüttelt. Newcomer Austin Butler begeistert in der Hauptrolle. (pog)
MEMORIA
Bewertung: ****
Die Filme des Thailänders Apitchatpong Weerasethakul sind von einer geheimnisvoll-mystischen, nahezu surrealen Aura umgeben. Auch in seiner aktuellen Arbeit begibt sich der viel geschätzte Autorenfilmer auf eine meditative Odyssee ins Unbekannte – erstmals in englischer Sprache. Floristin Jessica (Oscarpreisträgerin Tilda Swinton: groß wie eh und je) wird eines Morgens von einem lauten Knall geweckt. Die in Bogota beheimatete Frau will der Ursache des Geräusches auf den Grund gehen. Ihre Suche führt sie bis in den kolumbianischen Dschungel. Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit, Realität und Fiktion verschwimmen. Weerasethakuls Werk fehlt es in einigen Momenten an Greifbarkeit, doch gerade das Unerklärliche, das Rätselhafte zeichnet den Film aus. Pittoreske Bildkompositionen und die betörende Geräuschkulisse sorgen für ein außergewöhnliches Seherlebnis. Ein immersiver Rausch für die Sinne. (pog)
THE BLACK PHONE
Bewertung: ***
Mit "Sinister" bescherte US-Regisseur Scott Derrickson dem Horrorgenre in den frühen 2010er-Jahren einen wahren Überraschungshit. Ob sein neuester Schocker an frühere Erfolge anschließen kann? Als in North Denver, Colorado 1978 mehrere Kinder spurlos verschwinden, bekommt die scheinbare Vorstadtidylle Risse. Der 13-jährige Finney erleidet dasselbe Schicksal. Am Heimweg von der Schule wird er von einem Mann in Zirkusmontur (Ethan Hawke) entführt. Der unheimliche Täter bringt den Jungen in einen schalldichten Bunker – ein Entkommen scheint unmöglich. Da beginnt plötzlich das obsolete Telefon im Keller zu klingeln. Gibt es einen Ausweg? Der übernatürliche Horror-Thriller greift hier und da etwas tief in die Klischeekiste, ist jedoch überaus effektiv und technisch versiert umgesetzt. Beiläufig behandelt das Narrativ Themen wie Kindesmisshandlung, Mobbing und junge Liebe. Ethan Hawke spielt als maskierter Serienkiller groß auf. (pog)
COP SECRET
Bewertung: **
Hannes Þór Halldórsson war bis vor kurzem isländischer Fußball-Nationaltorhüter. Als Regisseur präsentierte er 2021 seinen Debütfilm „Cop Secret“ beim Filmfestival Locarno. In der Parodie gerät der Star-Polizist Bússi an eine rätselhafte Bankraub-Serie. Ermittlungsarbeit leistet der harte Hund dabei vor allem mit Verfolgungsjagden in seinem Pontiac Firebird. Größter Konkurrent ist der muskelbepackte und pansexuelle Hochglanz-Cop Hörður. Als unfreiwilliges Team kommen sich die beiden über die Buddy-Movie-Bromance hinaus körperlich näher. Diese progressive Coming-Out-Prämisse ist das beste Komödien-Element innerhalb der ausgiebig nachexerzierten hypermaskulinen Haudrauf-Klischees dieser uninspirierten Parodie. Auf den Spuren von „Hot Fuzz“ lässt Halldórsson dessen handwerkliche wie auch humoristische Rafinesse vermissen. Mit hohem Tempo bleibt der 98-minütige „Cop Secret“ aber am Ende doch einigermaßen unterhaltsam. (maw)
A E I O U - Das schnelle Alphabet der Liebe
Bewertung: ****
Schon der Titel trügt. In „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ wird der Plot weder durchbuchstabiert noch in ein Episodenkorsett gezwängt. Auch, wenn die unvergleichliche und hier bedeutungsschwangere Stimme von Sophie Rois aus dem Off zunächst anderes verspricht.
Es bleibt bis zum Abspann beim A. Das A sei der Klang, den man nicht aufhalten könne. „Alles beginnt mit einem A. A sagt der Mensch, wenn er versteht. Und A, wenn ihn die Lust überwältigt.“
Sorgte die deutsche Regisseurin Nicolette Krebitz 2016 beim Sundance Film Festival mit „Wild“ und der Obsession einer Frau für einen Wolf für Furore, erzählt sie in ihrem bei der Berlinale uraufgeführten Film eine hinreißende Lovestory wider alle Klischees und Konventionen.(js) Eine ausführliche Kritik zum Film der Woche.