Gwen Stefani trägt die meiste Schuld, dass Donald Trump am 9. November 2016 zum US-Präsidenten gewählt wurde – das behauptet Michael Moore kühn. In „Fahrenheit 11/9“ erklärt er das so: Weil Trump erbost war, dass der Popstar als Juror bei „The Voice“ 2015 mehr verdiente als er in „The Apprentice“, kaufte er Fans, um zu beweisen, dass er populärer ist. Aus der PR-Aktion wurde Realpolitik.
Moore und Trump – ziemlich beste Freunde werden sie nicht mehr. Aber: Ihr Verhältnis war schon einmal unverkrampfter. In einer TV-Show machte ihm der Tycoon ein Kompliment. Die Doku „Roger & Me“ über den früheren General-Motors-CEO, der in Moores Heimatstadt Flint durch Fabrikschließungen Zehntausende in die Arbeitslosigkeit schickte, habe ihm gut gefallen. „Ich hoffe, er macht nie einen Film über mich“, so Trump zur Moderatorin.
Zu spät. In „Fahrenheit 11/9“ rechnet Moore, der als einer der wenigen dessen Sieg voraussagte, mit Trump ab. Er klagt auch Hillary Clinton, die Demokraten, die Republikaner, Wladimir Putin, die „New York Times“ oder Barack Obama an. Der Titel verweist auf „Fahrenheit 9/11“ (2004) – Moores Feldzug gegen George W. Bush.
In seinem differenziertesten, an den Kassen am wenigsten erfolgreichen Film erklärt Moore anhand des Wasserskandals von Flint, wie Politik das Vertrauen verspielt. Die Trinkwasserqualität der Stadt in Michigan, in der größtenteils Afroamerikaner leben, leide, seit der Gouverneur Rick Snyder eine neue Pipeline bauen ließ – alle sollen vom zu hohen Bleigehalt gewusst und das vertuscht haben. Trotz aller Schuldzuweisungen endet die Doku optimistisch: Moore holt die jüngste Generation engagierter Aktivisten vor den Vorhang: Schüler, Frauen, Migranten. Lauter Heldengeschichten.