Eine Epoche kommt an ihr Ende - möglicherweise: "Planet der Affen: Survival" beendet die aktuelle Kinotrilogie um den dystopischen Aufstieg der Affen zur dominanten Spezies mit einem fulminanten Finale. Das Actionspektakel, das zugleich wieder moralische Fragen aufwirft, schließt eine der erfolgreichsten Remake-Reihen der vergangenen Jahre, die 2011 ihren Ausgang nahm. Ab Donnerstag im Kino.
Mittlerweile ist der Konflikt zwischen Affen und Menschen vollends eskaliert. Eliteeinheiten attackieren die intelligenten Affenpopulationen, wobei sich der Kampf auf ein archaisches Duell zuspitzt zwischen dem Primatenführer, dem besonnenen Caesar (erneut gespielt vom Gollum-Darsteller Andy Serkis) und dem paranoiden Colonel. Diesen legt Woody Harrelson im Stile von Marlon Brando in "Apocalypse Now" an. Während der sprechende Affe lange auf Frieden und Kompromiss drängt, setzt die Menschheit auf Gewalt. Doch auch Caesars Ideale des Ausgleichs werden einer harten Prüfung unterzogen, als seine eigene Familie getötet wird.
Duell der Alphamännchen
Regisseur Matt Reeves, der zuvor schon für "Planet der Affen: Revolution" verantwortlich zeichnete, gelingt als Co-Autor das Blockbuster-Kunststück, verschiedene Genres und Ebenen gleichzeitig zu bespielen und jeder davon gerecht zu werden. "Planet der Affen: Survival" ist vordergründig ein waschechter Kriegsfilm, eine Parabel auf Männlichkeit, Gnade und Milde, sowie das archaische Duell zweier Alphamännchen als Sinnbild für den epischen Kampf der Kulturen. Die in Freundschaft verbundenen Waffenbrüder werden glorifiziert, und durch den Bechdel-Test, der anhand einiger Parameter die Beteiligung von Frauen in einem Film ermittelt, würde man krachend durchfallen. Echtes Affe-ktkino eben.
Dicht gestricktes Hollywoodkino
Zugleich wird dieser testosteronale Strang psychologischer als in vielen Genrewerken verfolgt, wird der Motivation der Beteiligten Raum gegeben, werden die einzelnen Charaktere differenziert gezeichnet. Niemand greift zu coolen Sprüche, nachdem man getötet hat. Stattdessen dominiert das Pathos der echten Werte, die letztlich unbestreitbar und doch so schwer umzusetzen sind. Während die Affen langsam das Sprechen erlernen, sind die Menschen am Rückschritt, regressieren zu stummen Wesen. So werden erstere immer mehr zu aufrechten Urmenschen stilisiert, die noch die wahre Menschlichkeit in sich tragen - als Gegenbild zur imaginierten Utopie des vermeintlich zivilisierten, technologisierten Individuums. Hier wird "Survival" zur eindringlichen Metapher wider Rassismus und die Abschottung vor dem Anderen. Und für die Humorfraktion gibt es mit dem alten Schimpansenzausel Bad Ape auch noch die obligatorische Witzfigur zur Auflockerung. Hierbei ist "Survival" dicht gestricktes Hollywoodkino - letztlich jede Bemerkung einer Figur wird im Laufe der Handlung irgendwann wieder aufgegriffen, erfüllt ihre Funktion.
Biblische Metaphern
Am Ende werden dann gar biblische Metaphern bemüht, die vom Heilsbringer Jesus bis zu Moses reichen, der sein Volk zwar ins gelobte Land führen, dieses aber nicht betreten darf. Und so kommt mit "Planet der Affen: Survival" jene Trilogie zu einem Ende, die letztlich die Lebensgeschichte Caesars vom großäugigen Affenbaby in "Prevolution" über den jungen Kämpfer in "Revolution" bis nun hin zum weisen Anführer nachzeichnet. Die Zitate an die Vorbilder des "Planet der Affen"-Universums blieben dabei stets sparsam. Nur wenige Zitate referieren auf die ursprüngliche, auf dem Roman von Pierre Boulle basierende Serie, die sich vom 1968 erschienenen Original mit Charlton Heston in der Hauptrolle bis 1973 über vier weitere Werke entspann.
Dafür hat der Mythenschatz mittlerweile ein Eigenleben entwickelt, stellt neben den Comicverfilmungen des Marvel-Universums einen selbstständigen Seitenast des cinematografischen Erzählreservoirs dar, der wohl so schnell auch nicht verdorren wird. Denn auch wenn die aktuelle Caesar-Trilogie geschlossen wurde, dürfte das nächste Affenkapitel alsbald aufgeschlagen werden. In US-Medien hat Regisseur Reeves jedenfalls bereits darüber sinniert, wie sich das Primatenuniversum vorantreiben ließe. Alles andere wäre ja auch eine Affenschande, ist bis dato doch nur der Gründungsmythos der Affenkultur gelegt - und wir wissen: Das wird für die Menschheit nicht gut ausgehen. Aber gut zum Ansehen wird es.
(S E R V I C E - www.planetderaffen.at, www.foxfilm.at)
(Schluss) maf/pra