Die Königin des Kinosommers ist zum heutigen astronomischen Sommerbeginn bereits gekürt: "Wonder Woman", der erste ernstzunehmende Superheldinnen-Film, dürfte die Milliardengrenze an den weltweiten Kinokassen bald knacken. In den kommenden Wochen ist der Amazonenkriegerin so einiges auf den Fersen, was man sich von Sommer-Blockbustern erwartet: Minions, Spinnenmänner und sprechende Emojis etwa.
Wobei Wonder Woman, verkörpert von Gal Gadot, nicht die einzige furchtlose Kämpferin mit Zugkraft in diesem Sommer sein dürfte. In Hollywood noch immer eine Seltenheit, haben Filme mit vielschichtigen Titelheldinnen zuletzt sowohl bei der Kritik als auch beim Publikum Stärke bewiesen - von "Hidden Figures" über "Arrival" bis "Vaiana".
Viele starke Heldinnen
Dieser Sommer wartet etwa mit Nicole Kidman, Elle Fanning und Kirsten Dunst als widerstandsfähige Southern Belles in Sofia Coppolas Kammerspiel "Die Verführten" (ab 29.6.) sowie mit Charlize Theron als "Atomic Blonde" auf. Im hierzulande "Coldest City" (17.8.) betitelten Actionthriller begibt sich die Südafrikanerin in Berlin kurz vor dem Mauerfall als Spionin auf blutige Jagd nach Doppelagenten.
Komödien mit Kultpotenzial
Auch in "Girls Trip" (30.6.) - im Original "Rough Night" betitelt - machen Frauen endlich das, was in Buddy-Komödien seit jeher zelebriert wird: Sie schmeißen eine Junggesellinnenparty, die vollends aus dem Ruder läuft; topbesetzt mit u.a. Scarlett Johansson, Kate McKinnon und Zoe Kravitz. Eine, die sich schon längst in der männerdominierten Comedyszene behauptet, ist Amy Poehler, die mit dem nicht minder lustigen Will Ferrell in "Casino Undercover" (7.7.) ein illegales Kasino betreibt, um die verlorenen College-Ersparnisse ihrer Tochter zurück zu bekommen.
Komödien ziehen bei von Hitze geplagten Kinogehern erfahrungsgemäß gut - größtes Hit-Potenzial haben heuer alte Bekannte: Mit "Bullyparade - Der Film" (18.8.) bringt Michael "Bully" Herbig Kultfiguren wie Winnetouch, Kaiserin Lissi und Captain Spuck aus seiner legendären Comedyshow erstmals geballt auf die Leinwand, mit "Ich, einfach unverbesserlich 3" (6.7.) setzt das Animationsstudio Illumination einmal mehr auf den grummeligen Ex-Bösewicht Gru und seine euphorischen Minions. Letztere haben mit ihrem eigenen Ableger 2015 hierzulande beinahe 800.000 Kinobesucher gezählt - so viele wie kein anderer Film des Kinojahres -, während Bullys Kinoerstling "Der Schuh des Manitu" bis heute der erfolgreichste deutschsprachige Film in Österreich ist. Nicht zu unterschätzen ist "Emoji - Der Film" (4.8.) - zeigte doch etwa "The Lego Movie", dass ein belächelter Animationsfilm zum Überraschungshit avancieren kann.
Ein Sommer voller Sequels
Auf Spielzeugen basiert auch die enorm erfolgreiche Reihe "Transformers", die mit "The Last Knight" (22.6.) in die bereits fünfte Runde geht: Diesmal werfen sich u.a. Anthony Hopkins und Marc Wahlberg in das Actionspektakel von Regisseur Michael Bay, der das Zepter danach abgeben will. Sequels starten im Kinosommer meist zuhauf - das düsterste liefert Regisseur Matt Reeves: In "Planet der Affen: Survival" (3.8.), dem finalen Teil der Trilogie, spitzt sich der Kampf zwischen Affen und Menschen, personifiziert durch Oberaffe Ceaser (Andy Serkis) und dem Oberst (Woody Harrelson), zu. Sony und Marvel tun indes so, als hätte es nie eine "Spider-Man"-Trilogie gegeben - und fangen mit "Spider-Man: Homecoming" (14.7.) ein weiteres Mal von vorne an. Als Geldmacherei abgetan, könnte der Film Skeptiker dank seines Casts noch umstimmen: An der Seite des sympathischen 21-Jährigen Tom Holland als jugendlicher Spinnenmann stehen Robert Downey Jr. als Iron Man und Michael Keaton als Bösewicht Vulture.
Große Literatur
Auf die Etablierung einer eigenen Reihe spitzt das Filmstudio auch mit "Der dunkle Turm" (11.8.): Der ambitionierte Streifen basiert auf dem ersten von acht Bänden von Stephen Kings düsterer Fantasy-Saga und wartet mit Idris Elba als Revolvermann Roland Deschain und Matthew McConaughey als Mann in Schwarz auf. Hochkaräter engagierten auch Christopher Nolan und Luc Besson, wobei beide auch auf die Pop-Welt zurückgriffen: Für Nolans Zweiter-Weltkriegs-Epos "Dunkirk" (28.7.) stand neben Tom Hardy auch One-Direction-Schönling Harry Styles, für Bessons Sci-Fi-Thriller "Valerian - Die Stadt der tausend Planeten" (20.7.) neben Clive Owen auch Rihanna vor der Kamera.
Mit weniger Bombast und Budget, aber ebenso großer Starpower kommt der Actionthriller "Baby Driver" (28.7.) von "Shaun of the Dead"-Regisseur Edgar Wright daher: Nachwuchsstar Ansel Elgort brilliert als Baby, Fluchtfahrer für eine Bankräuber-Truppe um Kevin Spacey, Jon Hamm und Jamie Foxx. Der Film wurde von US-Kritikern nicht zuletzt wegen seines grandiosen Soundtracks in den Himmel gelobt. Worauf man sich noch aus dem Arthouse-Bereich freuen kann: Rachel Weisz glänzt in der Mystery-Romanverfilmung "Meine Cousine Rachel" (18. August), und der österreichische Oscarpreisträger Christoph Waltz wird im oft verschobenen Kostümdrama "Tulpenfieber" von Justin Chadwick zum gehörnten Ehemann von Alicia Vikander.
Auf so manch Höhepunkte des US-Kinosommers muss man hierzulande noch länger warten: Teil Drei der "Cars"-Animationsreihe von Disney und Pixar ist in den USA bereits angelaufen, startet in Österreich aber erst im September (28.9.) - ebenso wie die mit Emma Watson und Tom Hanks besetzte Romanverfilmung "The Circle" (15.9.). Auch die Stephen-King-Neuverfilmung "Es" (29.9.), das Sequel zu Al Gores Oscar-prämierter Klimawandel-Doku, "Eine unbequeme Fortsetzung - Der Stand der Dinge" (8.9.), und Steven Soderberghs Gaunerkomödie "Logan Lucky" (15.9.) mit Daniel Craig, Adam Driver und Riley Keough rutschen bei uns in den Herbst. Im September muss dann Tom Cruise als waghalsiger Pilot im Drogenthriller "Barry Seal - Only in America" (7.9.) zeigen, dass seine Strahlkraft nach dem Flop von "Die Mumie" noch nicht verblasst ist.
Angelika Prawda/APA