Ihr Auftritt als rachelüsterne Furie in dem Psychothriller "Eine verhängnisvolle Affäre" ist unvergessen. Ebenso ihre Intrigen als Marquise in "Gefährliche Liebschaften". Am Sonntag feiert Schauspielerin Glenn Close ihren 70. Geburtstag - und ist weiterhin nicht zu bremsen.
Close gibt es unverblümt zu. Sie sei nun "eine Frau eines gewissen, gewissen Alters", sagte die Aktrice wenige Wochen vor ihrem Jubiläum dem "New York Magazine". Mit der Bemerkung spielte sie auf ihre derzeitige Rolle in dem Star-Musical "Sunset Boulevard" auf dem New Yorker Broadway an. "Norma Desmond ist eine der größten Charakterrollen, die je für eine Frau geschrieben wurden, ganz bestimmt für eine Frau fortgeschrittenen Alters".
Schon vor 22 Jahren wurde Close in der Rolle der alternden Stummfilm-Diva Norma Desmond in dem Musical von Andrew Lloyd Webber groß gefeiert und mit einem Tony-Award ausgezeichnet. Zwei Jahrzehnte danach hat der Star nichts an Ausstrahlung, Stimme und Kraft verloren. Ihre Rückkehr an den Broadway in diesem Februar wurde von den Kritikern als Triumph bejubelt.
Norma Desmond (nach einem Billy-Wilder-Film von 1950) ist eine abgehalfterte Diva, ohne Aufträge, die in Hollywood auf ihr großes Comeback hofft. Im richtigen Leben hat Glenn Close damit nichts gemein. Auch mit ergrauten Haaren steht die Schauspielerin pausenlos vor der Kamera, zuletzt als Wissenschafterin in dem Horror-Thriller "The Girl with All the Gifts". Ende April kehrt sie in der Fortsetzung des Superhelden-Spektakels "Guardians of the Galaxy" als toughe Chefin Nova Prime einer Art Weltraum-Polizei ins Kino zurück. Ab Mitte September ist sie in der Agatha-Christie-Verfilmung "Crooked House" an der Seite von Gillian Anderson aus "Akte X" zu sehen.
Ihre erste Filmrolle spielte Close 1982 in der John-Irving-Verfilmung "Garp - und wie er die Welt sah". Sie glänzte als terrorisierende Ehebrecherin in "Eine verhängnisvolle Affäre", als intrigante Adlige in "Gefährliche Liebschaften", als komatöse Aristokratin in "Die Affäre der Sunny von B." und als Pelzliebhaberin Cruella De Vil in "101 Dalmatiner". Für ihren Auftritt als Kanzleichefin in der Fernsehserie "Damages - Im Netz der Macht" erhielt sie 2008 den Golden Globe als beste TV-Darstellerin.
Der Oscar fehlt noch
Dem Hollywood-Star fehlt nur noch ein Oscar. Ihre Nominierung als beste Hauptdarstellerin für "Albert Nobbs" 2012 war schon ihre sechste Chance, den Goldjungen zu gewinnen. Doch am Ende schnappte ihr Meryl Streep als "Eiserne Lady" die Trophäe weg.
"Albert Nobbs" war für Close mehr als nur eine Rolle. Die Schauspielerin lieferte auch das Drehbuch und produzierte das Drama um eine Frau in Irland Ende des 19. Jahrhunderts, die als Mann verkleidet ihren Lebensunterhalt bestreitet.
Auch die Rolle als kaltblütige Alex Forrest, die sich als abgewiesene Geliebte eines Familienvaters (Michael Douglas) mit Telefonterror und Selbstmorddrohungen rächt, brachte ihr eine Oscar-Nominierung ein. Sogar ein Kaninchen musste in dem Psycho-Thriller "Eine verhängnisvolle Affäre" dran glauben. 1987 löste die Rolle von Close in den USA eine kontroverse Diskussion über Frauen, Sex und Treue aus.
Ein Jahr später glänzte Close als hinterhältige Marquise in Stephen Frears' Barockdrama "Gefährliche Liebschaften", und ging doch bei der Oscar-Verleihung wieder leer aus.
Nach ihren Leinwanderfolgen in den 1980er Jahren kam für Close eine neue Rolle dazu. Mit 41 Jahren brachte sie 1988 ihr einziges Kind zur Welt. Tochter Annie Maude stammt aus der Beziehung mit ihrem damaligen Freund, dem Filmproduzenten John Starke. 2015 hatte sich Close von ihrem dritten Ehemann, dem Biotech-Unternehmer David Shaw, scheiden lassen.
Close wuchs im US-Staat Connecticut in einer streng puritanischen Arztfamilie auf. Als sie noch klein war, schloss sich die Familie der Bewegung Moral Re-Armament (MRA) an, die Close später als Kult beschrieb. Als Teenager machte sie in der MRA-Gesangsgruppe Up with People mit, die weltweit auf Tour ging. Erst mit 22 Jahren habe sie sich von der Organisation gelöst.
Seit mehreren Jahren setzt sich Close für Menschen mit psychischen Problemen ein. Ihre Schwester leidet unter einer bipolaren Störung, ihr Neffe an schizoaffektiven Störungen, heißt es auf der Webseite ihrer gemeinsamen Stiftung Bring Change 2 Mind (BC2M). In einem 2015 veröffentlichten Buch sprechen die Schwestern über die Schwierigkeiten und das Stigma mit psychischen Störungen zu leben.