Mit "Die andere Seite der Hoffnung" hat Aki Kaurismäki am Montag im Berlinale-Wettbewerb den zweiten Teil seiner 2011 mit dem Welterfolg "Le Havre" begonnenen "Hafen-Trilogie" vorgestellt. Die von internationalen Kritikern mit außerordentlich viel Beifall und Jubel bedachte melancholische Komödie schildert das Schicksal eines syrischen Flüchtlings, der nach einer Odyssee in Helsinki strandet.
Der finnische Star-Regisseur, der bereits neun Mal mit einem Film in der Berlinale-Sektion "Forum" war, nimmt erstmals an der Bären-Jagd teil. Auf der Pressekonferenz im Vorfeld der Uraufführung seines Films sagte er: "Das ist jetzt keine Hafen-Trilogie mehr. Angesichts der Weltlage hat sich das Projekt für mich zur Flüchtlings-Trilogie gewandelt." Befragt nach seiner Botschaft, meinte er: "Ich würde gern die Einstellung der Finnen ändern. 20.000 Iraker kamen nach Finnland. Viele Finnen haben das als Angriff empfunden, wie einen Krieg. Das hat mich sehr erschreckt. Da musste ich mich zu Wort melden."
Nachdrücklich ergänzte er: "Wir müssen begreifen: Wir sind alle Menschen. Jetzt sind andere auf der Flucht, morgen können wir Flüchtlinge sein." Zu der von Populisten geschürten Angst vor einer angeblichen Islamisierung Europas sagte er: "Ich beobachte keine Tendenzen der Islamisierung in Europa. Kulturell hat sich nichts verändert. Dabei würden uns einige kulturelle Veränderungen wohl gut tun." Sichtlich bewegt sagte Kaurismäki: "Wo zum Teufel ist denn die Menschlichkeit geblieben? Wenn wir nicht menschlich sind, wozu sind wir dann überhaupt da?" Und er ergänzte: "Ich respektiere Frau Merkel. Denn sie ist die einzige Politikerin, die zumindest an dem Problem interessiert scheint."