Einen Tag nach der Weltpremiere in Los Angeles sprachen die Hauptdarsteller Dakota Johnson (27) und Jamie Dornan (34) über "Fifty Shades of Grey: Gefährliche Liebe", den zweiten Film-Teil der erotischen Romantrilogie. Das Thema Sex war der unsichtbare Elefant im Raum, um den jeder einen großen Bogen machte. "Es ist ein Märchen, aber mit echten Menschen und echten Gefühlen", sagte Johnson der APA.

Die Romanze um die junge, unschuldige Anastasia Steele und den sadistischen Multimillionär Christian Grey hat wegen ihrer expliziten Sexszenen samt Sadomaso-Praktiken in der Vergangenheit immer wieder Aufsehen erregt. Anastasia-Darstellerin Dakota Johnson, Tochter von Melanie Griffith und Don Johnson, sieht im Kern aber eine "magische Liebesgeschichte". "Ich sehe eine Geschichte von zwei von Grund auf verschiedenen Menschen, die sich sehr lieben und Kompromisse eingehen und sich selbst entdecken", meinte die Schauspielerin.

Fifty Shades of Grey 2: Sex ist Nebensache

Im ersten Teil, der im Februar 2016 in die Kinos kam und weltweit mehr als 166 Millionen US-Dollar (155 Mio. Euro) einspielte, verliebt sich Anastasia als naive Studentin in den milliardenschweren Sadisten Christian Grey und trennt sich nach einem harten Sexspiel von ihm. Jetzt kommen die beiden wieder zusammen, diesmal "ohne Regeln", aber ihr Glück wird von den Schatten seiner Vergangenheit bedroht, u.a. von Kim Basinger (63) als Ex-Gespielin.

Es mag in den Augen der Schauspielerin "nur" eine Liebesgeschichte sein, aber selten hat ein Werk eine derartige Vielfalt an Interpretationen hervorgebracht wie "Fifty Shades of Grey", einer Trilogie der britischen Autorin E.L. James (53), die sich weltweit mehr als 125 Millionen Mal verkauft hat. Was die einen geringschätzig "mommy porn" nennen, ist für die anderen der unverkrampfte Umgang mit unkonventionellen Sexpraktiken. Worin einige Menschen ein frauenfeindliches Bild weiblicher Unterwerfungsfantasien erkennen, entdecken andere ein erotisches Märchen - "Aschenputtel" mit ein bisschen Haue gewissermaßen. Wieder andere sehen eine feministische Emanzipationsgeschichte.

"Es ist sehr gefährlich, einen Film zu machen und zu versuchen, den Leuten zu sagen, was sie fühlen sollen", betonte Jamie Dornan, der wieder in die Rolle des Christian Grey schlüpft. "Wenn Leute denken, dass es eine Aschenputtel-Geschichte mit Sex ist, dann ist das okay. Wenn Leute denken, dass es eine starke feministische Geschichte ist, auch okay. Es ist ihr gutes Recht." Dornan war unter anderem in der britischen TV-Serie "The Fall" als Serienkiller zu sehen, aber die meisten Menschen verbinden den irischen Schauspieler mit dem Mann mit Folterkammer und Lust an Schmerz. "Das ist okay", sagte er, aber sie hielten ihn auch "fälschlicherweise" für einen Sex-Experten. "Wir versuchen, es nicht zu stark unser tägliches Leben beeinflussen zu lassen", erzählte er über die Art und Weise, wie die Rolle sein Leben verändert hat. "Ich lebe irgendwo am Ende der Welt mit meiner Familie und ich bin nicht vielen Leuten ausgesetzt jeden Tag. Das ist wahrscheinlich der beste Weg zu leben", lächelte der 34-Jährige.

Obwohl der zweite Teil unter der Regie von "House of Cards"-Regisseur James Foley (63) als erotischer Thriller vermarktet wird, hat er mehr humorvolle Elemente als der erste. "Das war wirklich notwendig", sagte Dornan. "Ich war ein wenig frustriert, dass ich diese Seite von Christian im ersten Film nicht zeigen konnte. Ich war sehr zufrieden damit, dass mir die Gelegenheit gegeben wurde, in diesem Film viel mehr mit ihm zu spielen."

"Fifty Shades of Grey" sei eine "leidenschaftliche Liebesgeschichte", betonte auch E.L. James, die als Produzentin fungiert (ihr Ehemann Niall Leonard schrieb das Drehbuch). "Ich sehe es mehr wie 'Die Schöne und das Biest'", sagte die 53-Jährige. Warum Sex ein Tabu in unserer Gesellschaft ist, wisse sie selbst nicht, gestand sie, aber darum ginge es nicht in ihrer Geschichte. "Es geht nicht nur um Sex. Ich weiß, dass einige Leute die Geschichten wegen dem Sex lesen, aber es gibt so viel mehr. Die Mehrheit der Menschen, die mir geschrieben haben, sagten: 'Es ist die Liebesgeschichte, die ich mag'."

Und auch wenn die Liebe eine tragende Rolle spielt, so ist doch auch eine Menge Sex im Spiel - was nicht immer eine leichte Aufgabe für Dakota Johnson war. Auf dem Papier ist die Geschichte die Fantasie einer Frau, aber in den Verfilmungen trägt Johnson meist weniger als ihr Schauspielkollege. "Ich nehme an, dass wir es einfach so machen, weil die Leute lieber mich nackt sehen wollen als Jamie", schmunzelte die 27-Jährige. In Jamie Dornan habe sie einen vertrauenswürdigen Beschützer während der Dreharbeiten gefunden. "Wir brauchten einander, um uns gegenseitig zu beschützen, weil es Momente gibt, in denen wir uns sehr verletzlich oder ängstlich oder überwältigt oder erschöpft fühlen. Und es gibt keine andere Person, die besser weiß, was ich erlebe, als er - und umgekehrt. Wir passen aufeinander auf," so die Schauspielerin.