Mit Spannung wird die Weltpremiere des Dokumentarfilms "Icarus" über den russischen Doping-Skandal erwartet. Der 110 Minuten lange Streifen wird heute beim renommierten Sundance-Festival in Park City gezeigt. Erstmals nach seiner Flucht in die USA wird der abtrünnige Moskauer Dopinglaborchef Grigori Rodschenkow selbst zu sehen sein.
Erwartet wird, dass er in dem Kinofilm weitere spektakuläre Enthüllungen preisgibt, die auch die russischen Machthaber im Kreml in Bedrängnis bringen könnten. Drei Jahre lang hat der US-Filmemacher Bryan Fogel an der Doping-Doku gedreht und dabei einen steten Austausch mit Rodschenkow gehabt.
In der offiziellen Ankündigung des Films heißt es, dass es Vorwürfe illegalen Handels gebe, die "zu den höchsten Befehlsketten Russlands" führten. Fogel und Rodschenkow hätten erkannt, dass sie die Macht haben, den "größten Sportskandal der Geschichte" zu offenbaren.
Der 58-jährige Rodschenkow hatte enthüllt, dass russische Sportler während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi verbotene Substanzen eingenommen hatten und Dopingfälle vertuscht worden waren. Auch für WADA-Chefermittler Richard McLaren, der den russischen Doping-Skandal für die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) untersuchte und eine "institutionelle Verschwörung" mit mehr als 1.000 gedopten Athleten entdeckte, war Rodschenkow ein "glaubwürdiger Zeuge".
Die Vorgeschichte
Der promovierte Chemiker hatte sich im Jänner 2016 nach Los Angeles abgesetzt, weil er sich in Russland nicht mehr sicher gefühlt und um sein Leben gefürchtet hatte. Neun Jahre, von 2006 bis 2015, leitete Rodschenkow Moskaus Anti-Doping-Labor. Als die WADA im November 2015 Russland vorwarf, mehr als 1.400 Proben vernichtet zu haben, musste er seinen Posten als Laborleiter räumen.