So kann man einen Briefwechsel also auch verfilmen: Zwei Menschen im Aufnahmestudio, junge Gesichter in Großaufnahme, sie (Anja Plaschg) liest vor, was Ingeborg Bachmann an Paul Celan schrieb, er (Laurence Rupp) liest dessen Antwort.

Die beiden Dichter verband eine kurze, dann nochmals kurz auflebende Liebe und ein langes Ringen um das Fortleben ihrer Verbundenheit. Im Mai 1948 hatten sie sich kennengelernt, durch andere Beziehungen hindurch schrieben sie einander. Oft unglaublich ungeschützt.

Vielleicht mit ein Grund, warum nicht wenige der Briefe niemals abgeschickt wurden. Erst vor wenigen Jahren wurde der Briefwechsel veröffentlicht, es finden sich darin Sätze wie: „Immer geht’s mir um Dich, ich grüble viel darüber und sprech zu Dir und nehm Deinen fremden, dunklen Kopf zwischen meine Hände und möchte Dir die Steine von der Brust schieben, Deine Hand mit den Nelken freimachen und Dich singen hören“ (Bachmann an Celan).

Die Wiener Filmemacherin Ruth Beckermann ("Die papierene Brücke", "American Passages") hat für dieses Ringen um Sprache und Freundschaft, für den Kampf gegen das Verstummen eine scheinbar ganz einfache Form gefunden: Plaschg und Rupp beim Einsprechen des Texts im Wiener Funkhaus, die Kamera läuft weiter, wenn die beiden Pause machen, rauchen, über ihre Arbeit sprechen.

Wie der Text auf die beiden wirkt, wie sie versuchen, das Verhältnis der beiden Dichter zu erkunden, macht den Zauber dieses Films aus. Gelungen ist Beckermann dabei nicht weniger als ein intensiver, lyrischer Filmessay über die Liebe. Das hat ihr bei der Diagonale im März den Preis für den besten Spielfilm eingebracht. Völlig verdient.