Ein Preis ist ihr auf jeden Fall schon sicher. Meryl Streep erhält bei der Golden-Globe-Gala am 8. Jänner den Ehrenpreis fürs künstlerische Lebenswerk.
Gut möglich aber, dass sich die 67-Jährige ein weiteres Mal auf die Bühne bemühen muss: Sie gilt als eine der Favoritinnen für den Darstellerinnenpreis - als untalentierte Opernsängerin "Florence Foster Jenkins" rührt sie derzeit in unseren Kinos zu Lach- und Mitleidstränen.
Heute werden in Los Angeles die Nominierungen zum zweitwichtigsten US-Filmpreis nach den Oscars bekanntgegeben. Der Verband der Auslandspresse in Hollywood gilt mit seinen unter 100 Wahlberechtigten als das mutigere und daher interessantere Gremium bei der Beurteilung internationaler Filmkunst. Und die große Gala gilt - nicht zuletzt danke der großzügigen Gratis-Ausschank - als das rauschendste Fest der Traumfabrik.
Außerdem gibt es mehr aufsehenerregende Preise als den Oscars - weil Schauspieler und Filme in mehreren Kategorien ("Drama" bzw. "Komödie/Musical") vergeben werden. Außerdem gibt es eigene Fernsehpreise.
Spannend werden die Nominierungen zu den 74. Globes auch, weil es heuer noch keinen großen Favoriten in der "Awards Season" gibt. Im Vergleich zum großen Vorschusslorbeeren-Regen auf den Eiswestern "The Revenant" mit Leonardo DiCaprio hat sich heuer das Kritikerlob auf eine ganze Menge an Kandidaten verteilt.
Dass es keine Nominierung für Damien Chazelles nostalgisches Musical"La La Land" geben könnte, gilt allerdings als enorm unwahrscheinlich. Zu unwiderstehlich ist die süße Romanze, in der Ryan
Gosling und Emma Stone schon zum dritten Mal ihre ganz spezielle Leinwand-Chemie unter Beweis stellen. Und von den auch nicht ganz unwichtigen New Yorker Filmkritikern wurde "La La Land" erst kürzlich zum besten Film des Jahres gewählt.
Natalie Portman darf sich als "Jackie" in der gefeierten Filmbiografie von Jacqueline Kennedy-Onassis eine Nominierung ausrechnen, auch Isabelle Huppert ("Elle"), Amy Adams ("Arrival") und Annette Bening ("20th Century Women") dürften gute Chancen haben.
Bei den Männern sollen neben Gosling die Chancen für Casey Affleck ("Manchester by the Sea") und Tom Hanks als "Sully" gut stehen. Auch Benedict Cumberbatch als "Dr. Strange" liegt einmal mehr ganz im Rennen.
Eine zentrale Frage heute lautete jedenfalls: Gehen die Globes nach den zuletzt so wenig diversen Oscars in Sachen politisches Bewusstsein voran? Als ein Favorit für die Nominierung als bester Film gilt jedenfalls Jeff Nichols' "Loving" mit Ruth Negga und Joel Edgerton als Paar, das im rassistischen US-Süden der 50er-Jahre ins Gefängnis kam, weil es - entgegen der rassistischen Gesetzeslage - heiratete. Der authentische Fall brachte die Bürgerrechtsbewegung mit in Gang.
Und in Amma Asantes "A United Kingdom" kämpfen Rosamund Pike als Sekretärin und David Oyelowo als afrikanischer Prinz Seretse Khama im London der Nachkriegsezit um ihre Liebe. Die britische Regierung versuchte 1948 ihre Hochzeit zu verhindern - nach Verbannung und langem Kampf wurde Khama Botswanas erster Präsident.
Und der beste Auslandsfilm? Maren Ades "Toni Erdmann"mit Peter Simonischek, eben erst mit fünf Europäischen Filmpreisen überhäuft, sollte es auf jeden Fall auf die Nominierungsliste schaffen.
Heute ab 14 Uhr wissen wir mehr: Da werden alle Kandidaten verkündet.