Es war das spektakuläre Ende eines jahrzehntelangen Justizkrimis: 2009 ließ Andre Bamberski den mutmaßlichen Mörder seiner Tochter nach Frankreich verschleppen, um dort ein neues Verfahren gegen diesen zu ermöglichen. Der französische Regisseur Vincent Garenq hat den Fall nun mit Daniel Auteuil und Sebastian Koch verfilmt. Am 28. Oktober  startet "Im Namen meiner Tochter - Der Fall Kalinka" im Kino.

Mit dem Tod seiner Tochter Kalinka (Emma Besson) am 10. Juli 1982 ändert sich das Leben des Buchhalters Andre Bamberski (Auteuil) schlagartig. Die 14-Jährige starb, während sie die Ferien bei ihrer Mutter (Marie-Josee Croze) und ihrem Stiefvater Dieter Krombach (Koch) in Lindau am Bodensee verbrachte. Die deutschen Ermittler gehen von einem Unfall ohne Fremdverschulden aus, doch Bamberski zweifelt daran. Sowohl die widersprüchlichen Aussagen des schmierigen Stiefvaters als auch die scheinbar verpfuschte Autopsie lassen Fragen offen.

Schlimmer Verdacht

Während Krombach jegliche Schuld von sich weist, wird es für Bamberski zum Lebensinhalt, diesen vor Gericht zu stellen. Sein Verdacht: Der Kardiologe Krombach hat Kalinka eine tödliche Dosis Betäubungsmittel gespritzt, um sie zu vergewaltigen. Ein jahrelanger, mühseliger Kampf mit der deutschen sowie der französischen Justiz mündet 1995 in der Verurteilung Krombachs in Paris in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft. Später wird das Verfahren aufgehoben und ein internationaler Haftbefehl ausgestellt - doch die deutschen Behörden wollen Krombach nicht ausliefern. Also nimmt Bamberski die Sache selbst in die Hand - und kurz darauf liegt Krombach gefesselt und geknebelt vor einem Gerichtsgebäude im ostfranzösischen Mulhouse...

30 Jahre Rechtsstreit in 90 Minuten

Die Verhaftung Bamberskis wegen Entführung bildet die Klammer für das Drama "Im Namen meiner Tochter", das einen knapp 30-jährigen Rechtsstreit in 90 Minuten packt. Vincent Garenq ("Haftbefehl - Im Zweifel gegen den Angeklagten") konzentriert sich nach der Vorlage von Bamberskis 2010 erschienenem Buch ganz auf die Psyche des obsessiven Vaters, der unbeirrbar dafür kämpft, den Schuldigen am Tod seiner Tochter nicht davonkommen zu lassen. Der französische Schauspielstar Daniel Auteuil legt Wut und Trauer in seine sorgenvollen Augenbrauen, erscheint mit zunehmendem Verlauf im Inneren ausgehöhlt, erschöpft.

Ihm gegenüber steht Sebastian Koch - aktuell auch in "Nebel im August" in den Kinos - als zudringlicher, die Fassade stets aufrechterhaltender Krombach. An dessen Schuld zweifelt man als Zuseher nie, erzählt der Film das Geschehen doch durchgehend recht nüchtern aus Bamberskis Sicht und identifiziert den deutschen Arzt bereits bei der Auflösung der Bamberski-Ehe als Bösen. So kommt auch nie Spannung auf und macht der herausragend gespielte, aber etwas träge Film zwar betroffen, berührt aber kaum emotional.

Zögerliche Behörden

Was bleibt, ist das Unverständnis gegenüber zögerlichen Behörden und der Respekt vor einem sich zunehmend selbst verlierenden Mann, der nicht aufgibt - und schließlich Genugtuung erfährt: 2011 wurde Krombach wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu 15 Jahren Haft verurteilt. Bamberski erhielt ein Jahr Haft auf Bewährung - und stand in Wirklichkeit besser da, als es der Film suggeriert: Anders als dargestellt, wurde er von seiner zweiten Ehefrau nämlich nicht verlassen, verriet Garenq im APA-Interview. Die Botschaft, wonach ein Rachefeldzug womöglich mehr kostet als bringt, wirkt so natürlich stärker nach