Als Justin Timberlake den Soundtrack für den 3D-Animationsfilm "Trolls" schrieb, machte ihn das nach eigener Aussage glücklich. Das passt, denn in dem Musikfilm geht es - kurz gesagt - um Glück. Immerhin sind die Protagonisten kleine Trolls. Sie haben Kulleraugen, kurze Gliedmaßen, abstehende Ohren und knallig bunte Haare, die ihnen sprichwörtlich zu Berge stehen.
Seit den 60er-Jahren sind sie in Kinderzimmern auf der ganzen Welt zu finden. Nun bekommen sie einen eigenen, animierten Kinofilm. Die Trolls, allen voran Prinzessin Poppy, sind immer gut drauf, tanzen, singen und scherzen. Bis auf Branch, dessen deutsche Stimme von Mark Forster stammt (in der Originalversion spricht ihn Justin Timberlake).
Branch ist ein Eigenbrötler und Überlebenskünstler. Anders als seine Artgenossen nimmt er die Gefahr durch die bösen Oger-artigen Bergen wahr und rüstet sich mit einem selbst gebauten Bunker gegen Angriffe. Befürchtungen, die Poppy, die im Deutschen von Lena Meyer-Landrut gesprochen wird, nicht teilt. Bis ihr einzig auf Party ausgerichtetes Leben jäh von einer Bergen-Attacke gestört wird. Mit Branchs Hilfe will sie eine Handvoll Freunde aus den Fängen der Troll-fressenden Bergen retten.
Damit beginnt die Reise durch eine filzig-wollige Landschaft, in der selbst kleine Details wie einzelne Härchen gut zu erkennen sind. Zusammen mit dem 3D-Effekt ist das durchaus eine neue Kinoerfahrung. Immer wieder fliegen den Zuschauern Glitzer entgegen. So gut wie alles scheint lebendig zu sein: Blumen, Pilze, sogar eine Wolke. Und alles kann singen.
Neben dem von Justin Timberlake und Gwen Stefani geschriebenen Soundtrack werden dabei immer wieder Klassiker wie "Hello" von Lionel Richie oder "Sound of Silence" von Simon and Garfunkel intoniert. Das schafft eine gewisse Vertrautheit, doch die eigens für den Film komponierten Lieder wie "Can't Stop the Feeling" von Justin Timberlake haben es schwer, sich gegen die Ohrwürmer durchzusetzen. Überhaupt wirkt der Song wie eine verkrampfter Versuch, dem Erfolg von Pharell Williams' "Happy" nachzueifern.
Doch auch filmisch überzeugt das Werk nicht ganz. So putzig die Trolle auch sind - das allein reicht nicht, um einen stimmigen Troll-Kosmos zu erschaffen. Sie sind zwar sehr eigenwillige Wesen, aber scheinen in ihrem Verhalten doch nur transformierte Teenager aus einem College-Film zu sein. Sie haben vor allem eines im Kopf: Party. Einziger Unterschied ist, dass es weder Drogen noch Sex gibt.
Resultat ist, dass "Trolls" weder ein Kinderfilm, noch ein Film für Jugendliche oder Erwachsene ist. Das Siebziger-Jahre-Flair mit ausgiebiger Szene auf der Rollschuhbahn wirkt bereits auf nicht mehr so junge Erwachsene altbacken. Und diejenigen, die sich noch an die Zeit des Disco-Fieber erinnern können, dürften sich von der wenig komplexen Handlung verladen fühlen.
Ein Ansatz von Originalität steckt immerhin in den Troll-Haaren, die unendlich dehnbar und vielseitig einsetzbar sind. Zum Beispiel als Treppe, um Hindernisse zu überwinden oder als Peitsche, um Monster-Spinnen abzuwehren. Aber das Bild wird immer wieder gebrochen von überreizten und teilweise ausgeleierten Anspielungen an die Pop-Kultur. Zum Beispiel wenn eine sprechende Wolke Branch dazu auffordert, mit der flachen Hand abzuklatschen "Just give me a high five". Fazit: Obwohl der Film hochkarätig besetzt ist und teilweise innovative Ansätze zeigt, leidet "Trolls" an seiner Unentschlossenheit.