Die Flüchtlingskrise kommt dem gescheiterten Hotelier Primus gerade recht. Der Norweger mag zwar keine Ausländer - alles Fremde ist ihm zuwider. Aber zumal sein heruntergekommenes Hotel ohnehin leer steht, kann er ebenso gut Asylbewerber darin wohnen lassen und dafür vom Staat Subventionen kassieren. Schnell merkt Primus aber, dass das alles andere als leicht verdientes Geld ist.
Die 50 Flüchtlinge, die er bei sich einquartiert, tanzen ihm auf der Nase herum und fordern Flachbildschirme und Playstations. Als er ihnen den Vogel zeigt, nennen sie ihn einen "Wikingerarsch" und vergleichen ihn mit einem Diktator. Wie der mürrische Norweger und die aufmüpfigen Flüchtlinge am Ende doch zusammenfinden, erzählt der Regisseur Rune Denstad Langlo ("Nord") in "Welcome to Norway" mit viel schwarzem Humor.
Vom Skiverleih über die Schneemobil-Safari bis hin zum Hotel: Geschäftsideen hat Primus (Anders Baasmo Christiansen) genug. Das Problem: Nie führt einer seiner Einfälle zum gewünschten Erfolg. Seine Familie ist genervt - und von Primus' neuestem Vorhaben mit der Flüchtlingsunterkunft halten seine Tochter Oda und seine Frau schon mal gar nichts. "Wir hatten so viele Pläne", nörgelt die Gattin. "Ein Gewächshaus, Hühner, Ziegen. Jetzt haben wir hier nur noch Chaos."
Es sind gewaltige Gegensätze, die in der norwegischen Provinz nahe der schwedischen Grenze aufeinanderprallen. Für die fremden Kulturen, die da in sein Leben getreten sind, hat Primus ausgesprochen wenig übrig, und das lässt er die Ausländer spüren. Schlimmer noch: Miteinander kommen die Flüchtlinge - unter ihnen Schiiten, Sunniten, Hindus, Christen - genauso wenig aus wie mit dem Norweger. Das Grundrauschen des Films ist ausgesprochen schlechte Stimmung - und nichts scheint unwahrscheinlicher, als dass sich die Asylbewerber und ihr grimmiger Gastgeber am Ende miteinander vertragen.
Wäre da nicht der Somalier Abedi (gespielt von Olivier Mukata, der auch im wahren Leben als Flüchtling nach Norwegen kam). Im Gegensatz zu den meisten anderen spricht er Norwegisch und wird zu Primus' sympathischem Sidekick. Gemeinsam bringen die beiden Ordnung in das Chaos. Etwa, indem Primus die liebeskranke Gemeinde-Angestellte im Bett beglückt, um an Zuschüsse zu kommen, während Abedi deren Sohn babysittet.
Auch abseits des ungewöhnlichen Duos werden zarte Freundschaftsbande geknüpft, zum Beispiel zwischen Primus' Tochter Oda und der Asylbewerberin Mona, der die Abschiebung droht. Dem erst so skeptischen Hausherren wächst schließlich sogar der Ingenieur Zoran ans Herz, der an allem herumnörgelt. Als sich die Ereignisse zuspitzen, ist Zusammenhalt gefragt - und mehr als nur ein unkonventioneller Ausweg wird nötig.