Ganz selten wird in Österreich ein Beitrag zu weltbewegenden Ereignissen geleistet. Ein Vorfall, der sich Anfang Juli 2013 am Flughafen Wien-Schwechat ereignete, fand nun aber sogar Eingang in Oliver Stones Film über den Whistleblower Edward Snowden, der streng geheimes Material über die US-Geheimdienste an die Öffentlichkeit brachte. Betroffen war der bolivianische Präsident Evo Morales, der mit einem Flieger in Moskau zur Heimreise aufgebrochen war und einen ungeplanten Zwischenstopp in Wien einlegen musste: Gerüchte kursierten, er hätte den von den USA per internationalem Haftbefehl gesuchten Softwarespezialisten Edward Snowden an Bord.

Mit besonderer Akribie rekonstruiert und präsentiert Stone entscheidende Stationen aus dem Lebensweg des 1983 geborenen Mannes, der eine besondere Karriere vom glühenden Patrioten zum mit Todesstrafe bedrohten Landesverräter durchlief.

Wie die Geheimaktion ablief

Juni 2013 in Hongkong: Zwei Menschen warten in einer Shoppingmall und halten Ausschau. Ihre Mimik kündet von Anspannung und Enttäuschung. Jetzt, der Typ mit dem Rubik-Würfel, der könnte der Erwartete sein. Bingo. Die drei bewegen sich entschlossenen Schrittes weg, hinein in ein Hotel. Immer wieder der Blick zurück, ob ihnen jemand folgt. Sie verschwinden im Hotelzimmer, wo ihnen der Mann mit dem Zauberwürfel die Mobiltelefone abnimmt.

Die Personenkonstellation ist bereits aus dem oscargekrönten Dokumentarfilm „Citizenfour“ bekannt: die Filmerin Laura Poitras (Melissa Leo), der „Guardian“-Journalist Glenn Greenwald (Zachary Quinto) sowie Edward Snowden (Joseph Gordon-Levitt) himself.

Rückblenden reichen bis in das Jahr 2004, als der junge Edward als Freiwilliger für den Irak-Krieg beim Militär seinen Mann zu stellen versucht, aber sich beide Beine bricht - was berufliche Konsequenzen nach sich zieht. Der Computernerd heuert beim CIA an und wirft sich voll Enthusiasmus und mit besonderen Fertigkeiten in die Aufgabe als Staatsschützer. Im vorgezeichneten Geheimdienstweg tauchen Hürden auf: Überwachungsprogramme, die alle Dämme in Richtung Privatsphäre brechen lassen. Snowden beginnt, darunter zu leiden - und auch daran, dass er sich mit seiner Freundin (Shailene Woodley) als Geheimnisträger über seine beruflichen Gewissensbisse nicht austauschen kann.

Stone beherrscht die Stilmittel des Mainstreamkinos und setzt sie dafür ein, um Snowden als wahren Patrioten ins Bild - und ins Recht - zu setzen