Am Wochenende ist der neue "Ghostbusters"-Film an der Spitze der US-Kinocharts eingestiegen. Bis zuletzt rieben sich Fans der 1980er-Originalfilme daran, dass die Geisterjäger im Reboot weiblich sind - was Filmemacher und Cast befremdlich finden. Filme wurden zu lange für 15-jährige Burschen gemacht, schilderte Regisseur Paul Feig im Interview, was hinter der Frauenfeindlichkeit Hollywoods steckt.
Eine Neuverfilmung von Ivan Reitmans Science-Fiction-Komödie "Ghostbusters" aus dem Jahr 1984 und der Fortsetzung von 1989 schien wie ein todsicherer Erfolg. Aber fast von jenem Moment an im Jänner 2015, als die weibliche Besetzung bekannt gegeben wurde, war der Film Gegenstand heftiger Kritik von selbst ernannten "Ghostbuster-Puristen", die der Ansicht sind, dass es erstens kein Reboot geben darf und zweitens schon gar nicht mit Frauen als Geisterjägerinnen.
Die Hauptrollen in "Ghostbusters" (Österreich-Start: 5. August) spielen nun Melissa McCarthy (45) als Abby Yates, Forscherin des Paranormalen, Kristen Wiig (42) als Teilchenphysikerin Erin Gilbert, KateMcKinnon (32) als Nuklearingenieurin Jillian Holtzmann und Leslie Jones (48) als Patty Tolan, Fährtensucherin für Geister. Sie treten in die Fußstapfen von Bill Murray (65), Dan Aykroyd (64), Ernie Hudson (70) und dem verstorbenen Harold Ramis.
"Die Menschen fühlen sich immer noch angegriffen von einem starken weiblichen Charakter. Nicht alle! Aber es gibt sie", reagierte McCarthy gegenüber der APA auf die Vorwürfe. Sexismus gibt es sowohl unter Hardcore-Fans wie auch generell in Hollywood. "Es ist eine seltsame Doppelmoral. Ein Mann ist 'stark und selbstbewusst' während ich in meinen Rollen als 'zickig und herzlos' beschrieben werde. Männer werden in Drehbüchern gerne als 'selbstbewusst und sorglos' beschrieben während Frauen lediglich 'langbeinig' sind", so McCarthy, die zuletzt eine megalomane Geschäftsfrau in "The Boss" spielte.
Mit der Veröffentlichung des Trailers von "Ghostbusters" im März kam eine Welle der Frauenfeindlichkeit. "Das ist ein Nichtstarter für mich. Es ist 2016. Wenn Sie ein Problem mit Frauen in einem Film haben, dann stimmt etwas nicht mit Ihnen", zeigte sich Regisseur Paul Feig entgeistert. Er ist bekannt dafür, gerne mit talentierten Schauspielerinnen und Komikerinnen zu arbeiten. "Brautalarm" wurde 2011 zum Kassenschlager. Mit profitablen Komödien wie "Taffe Mädels" und "Spy" hat er Melissa McCarthy in Hollywood neue Türen geöffnet.
Als Sony-Produzentin Amy Pascal mit "Ghostbusters" an ihn herantrat, hatte er eine Bedingung: Er wollte den Film "mit den lustigsten Frauen, die ich kenne" besetzen. "Ich kann mich mehr mit Frauen identifizieren, weil ich mit so vielen Bullys aufgewachsen bin", erzählte der Regisseur. "Als meine Karriere dann ihren Lauf nahm, sah ich, dass es Frauen nicht erlaubt war, lustig zu sein. Sie haben immer die böse Freundin gespielt. Ich nenne das 'Das Bild des kleinen Buben von der Frau'".
Das sei nicht immer so gewesen, erklärte der 53-Jährige weiter, seien Männer und Frauen in den 1930er-, 40er- und 50er-Jahren doch in Filmen zu einem großen Teil gleichgestellt gewesen. "Ich denke, das kam aus einer Blockbuster-Mentalität in den 1970er- und 80er-Jahren, die davon ausging, dass 15-jährige Burschen en masse ins Kino gehen, also müssen wir ihnen gerecht werden", so Feig. "Nun, 15-jährige Burschen hassen ihre Mütter und mögen Mädchen zwar, aber wollen nicht mit ihnen herumhängen. Und das floss alles mit in die Geschichten hinein. Männer schrieben dieses Zeug und haben ihre Probleme mit Frauen aufgearbeitet. Diese Filme haben tonnenhaft Geld eingespielt und das wurde zum Kanon."
Damit spricht Feig jene Hollywood-Binsenweisheit an, die davon ausgeht, dass sich Männer tendenziell keine Filme mit Frauen in den Hauptrollen ansehen und diese Projekte deshalb weniger profitabel sind. "Das hat sich selbst erhalten und ich finde das falsch", sagte Feig. "Über Filme mit Frauen sagen Männer automatisch, das ist ein 'Chick Flick'. Das finde ich unfair, weil es die Hälfte der Weltbevölkerung gettoisiert.."
"Es gibt auf jeden Fall mehr Rollen für Männer als für Frauen und es gibt eine gewisse Erwartungshaltung, was die Art von Humor von Frauen betrifft", betonte Schauspielerin Kristen Wiig. "Wenn eine Frau sich auf eine bestimmte Art benimmt, dann sagen die Leute, das ist lustig, aber eigentlich benimmt sie sich wie ein Kerl."
Im Sommer 2015, dem sogenannten "Sommer der Frauen", gab es vier weiblich geführte Studio-Komödien - "Pitch Perfect 2", "Dating Queen", "Spy" und "Miss Bodyguard" -, die an den weltweiten Kinokassen gemeinsam über 715 Millionen Dollar einspielten - bei einem Budget von insgesamt 164 Millionen Dollar. Ungeachtet des wirtschaftlichen Erfolges haben Frauen in Hollywood, vor allem in der Komödienlandschaft, also immer noch gegen enorme Widerstände anzukämpfen. "Es gibt diese Fülle an lustigen Frauen und das einzige, was ich bedauere ist, dass ich nicht genug Filme machen kann und sie darin besetzen", so Feig. "Niemand sollte feiern, denn die Verhältnisse sind gewaltig daneben."