Roboter, die Emotionen lernen und ihre tierischen und menschlichen Freunde vor Angreifern schützen, hatten schon immer das Zeug zum Filmklassiker. Man denke nur an „Der Gigant aus dem All“ oder „Wall-E“. „Der wilde Roboter“ dürfte sich bald in diese Liste einreihen. Basierend auf den Büchern von Chris Brown ist Chris Sanders („Lilo & Stitch“, „Drachenzähmen leicht gemacht“) ein wahres Juwel gelungen.

Die Handlung folgt ROZZUM 7134 (Lupita Nyong‘o), die auf einer unberührten, von wilden Tieren bewohnten Insel strandet, und feststellen muss, dass hier niemand eine Arbeitsdrohne bestellt hat. Roz wird vom Übereifer gepackt und macht sich mit ihrer vermeintlichen Nützlichkeit bei den Tieren erst einmal viele Feinde. Als sie aus Versehen einen Baum mit einem Gänsenest fällt, entdeckt sie ein Ei, aus dem nun ein verwaistes Gänseküken schlüpft. Vom Opossum Pinktail (Catherine O’Hara) aufgefordert, sich um dieses zu kümmern, adoptiert sie das Küken, das sie Brightbill (Kit Connor) nennt. Die Aufgabe ist scheinbar simpel: Bis zum Herbst muss Brightbill fressen, schwimmen und fliegen, um rechtzeitig in den Süden migrieren zu können. Der Fuchs Finn (Pedro Pascal) hilft ihr dabei, ihre rein technisch-logische Programmierung zu überwinden und außerhalb vorgefestigter Parameter zu denken.

Dass nach dieser Herausforderung und einem brutalen Winter auch noch die Boten einer dezimierten, vom Klima- und Technologiewandel betroffenen Menschheit auf der Insel auftauchen, ist dann ein Zeichen dafür, dass der Film oft zu viel Handlung in seine Laufzeit quetscht. Die einzige wirkliche Schwachstelle. Dennoch geht „Der wilde Roboter“ jede dieser Ideen einfühlsam und durchdacht an. Ebenfalls gelungen: die wunderschöne Animation, irgendwo zwischen 2D und 3D, die auf stilisierte Texturen setzt, und an Illustrationen in Kinderbüchern oder Kritzeleien mit Buntstiften erinnert.

Wo der Film sich ebenfalls von der durchschnittlichen Kinderfilmmasse abhebt ist, dass er nicht davor zurückschreckt, die Nahrungskette als einen natürlichen Teil des Lebens aufzuzeigen. Damit beweist der Film auch makabren Humor und erhebt sich über seinen Zweck als reine Kinderunterhaltung zu einem Abenteuer, das auch ältere Semester abholt. Der Kern der Geschichte, die Suche nach sich selbst, und der Wunsch, über sich hinauszuwachsen, sind nun einmal zeit- und alterslos.

Bewertung: ●●●●●