Night Swim

Eine Frau schwimmt in ihrem Pool und merkt nicht, dass sie beobachtet wird. Regisseur und Autor Bryce McGuire blies seinen gleichnamigen Kurzfilm von 2014 zum Horror in Spielfilmlänge auf. Doch Länge sowie ein Mangel an Originalität und emotionaler Dichte lassen den Film zum altbackenen, faden Trip voll vorhersehbarer Jump Scares verkommen. Wie oft geht es um ein von dunklen Mächten heimgesuchtes Haus. Familienvater Ray (Wyatt Russell) war einst Baseballstar, eine Krankheit beendete seine Karriere. Der mysteriöse Pool erfüllt seinen tiefsten Wunsch und lässt ihn gesunden. Doch wer bekommt, muss auch was geben. Und das Wasser hat sich bereits ausgesucht, wer geopfert wird. ●●●○○

Stillstand

Für manche mag ein Blick zurück auf die Corona-Zeit verfrüht wirken. Andere werden sich vielleicht generell weniger daran erinnern wollen. Doch Dokumentarfilmer Nikolaus Geyrhalter ist mit „Stillstand“ ein beeindruckendes Zeitdokument eines historischen Ereignisses gelungen. Im Alltag bei Betroffenen, sowie hinter den Kulissen der Maßnahmen zur Eindämmung, verfolgt er die Zeit vom ersten Lockdown bis zu den Covid-Impfungen. Er dokumentiert Lebensweisheiten, Humor und politisches Kalkül. Langeweile kommt nicht auf. Denn die leer gefegten Straßen der Städte wirken auch vier Jahre später absolut gespenstisch. Ein Mahnmal dafür, wie schnell unsere Zivilisation stocken kann. ●●●●○

Die Farbe Lila

Fast 40 Jahre ist es her, dass Steven Spielberg den pulitzerprämiierten Bildungsroman von Alice Walker bildgewaltig zum Leben erweckte. Und damit die Geschichte der Afroamerikanerin Celie, die jung zwangsverheiratet und ihrer geliebten Schwester entzogen wird. Die bekannte Leidensmär, angesiedelt im ländlichen Georgia des frühen 20. Jahrhunderts, hat der Ghanaer Blitz Bazawule nun neu verfilmt. Zeitgemäß als Musical. Über Missbrauch und Rassensegregation, Sehnsucht und verbotene Liebe wird nun also gesungen. Zeitweise steht der Bombast im Widerspruch zur thematischen Schwere: rohen Momenten der Ausweglosigkeit folgen überinszenierte Showeinlagen, oft in Pathos ertränkt. Allerdings kann das hervorragende Ensemble der unstimmigen Erzählung manchen wunderbaren Moment entlocken. Zu Recht für den Oscar nominiert: Danielle Brooks („Orange is the New Black“), die als selbstermächtigte Sofia der grauen Tristesse Farbe verleiht. ●●●○○