Der Auftakt ist zugleich der Abschluss: Seit 2018 hat man bei der Styriarte fünf Opern von Johann Joseph Fux – teils halbszenisch – präsentiert. Die sechste bildet nun das Finale des ambitionierten Projekts, dem vernachlässigten steirischen Barockkomponisten eine gebührende Bühne zu geben.

Mit dem Original von „Costanza e fortezza“ kann man freilich nicht konkurrieren. Vor 300 Jahren wurde diese fünf Stunden dauernde Festa teatrale anlässlich der Krönung Kaiser Karls VI. zum König von Böhmen in einem eigens errichteten, 50 mal 120 Meter großen Freilichttheater im Hof des Hradschin in Prag uraufgeführt, allein 100 Sänger, 200 Instrumentalisten und eine große Ballettcompagnie wurden dafür aufgeboten. Ein letztes Mal verneigen sich Dirigent Alfredo Bernardini und die Seinen vor dem in Hirtenfeld bei Graz geborenen Großmeister, mit einer 75-minütigen konzertanten Kompaktfassung im Hof von Schloss Eggenberg. (24. Juni, 18 und 20.30 Uhr, Schloss Eggenberg, ausverkauft)

Um „Held:Innen“ geht es bei der Styriarte 2023, da haben Johanna von Orleans und Bizets Carmen genauso Platz wie Superman oder Arnie. Auch Beethoven? Natürlich, und sogar mit einer Uraufführung. Nachdem der Komponist ertaubt war, ließ er seine Gäste Gesprächsbeiträge in sogenannte Konversationshefte schreiben, während er selbst ganz normal antwortete. Dramaturg Thomas Höft hat aus den 168 Heften Szenen kompiliert, wie sie eventuell „im sehr heißen Sommer 1823 in Baden bei Wien“ stattgefunden haben könnten. Das Lesedrama mit Karl Markovics soll den „übellaunigen, provokanten, unleidlichen“ Menschen hinter dem Titanen zeigen. (7. Juli, 19 Uhr, List-Halle)

Eine ganz andere Sicht auf den bedeutenden Klassiker bringt auch der Jugendworkshop „Ask Beethoven!!“: Drei Klassen des Borg Dreierschützengasse haben Videos produziert, die in Form von Horrorfilmszenen, Reportagen und Ähnlichem ganz heutige Annäherungen an den deutschen Komponisten sind. TikTok trifft Ta-ta-ta-taaa, sozusagen. (Präsentation: 7. Juli, 16 Uhr, List-Halle)

„Wie kriegen wir junge Leute?“: Diese Frage stellen sich Mathis Huber und sein Team schon lang und heute intensiver denn je. Die Initiativen des Hauses Styriarte reichen auf der Interpretenseite von der Filmmusikreihe Soundflix mit dem Recreation Youth Orchestra oder den Konzerten des Styriarte Youth Orchestra, beides unter Chefdirigentin Mei-Ann Chen (heuer mit Beethovens „Eroica“ als „Klangwolke“, 14. Juli, 19 Uhr, List-Halle) bis zum erstmaligen „Minifestival im Festival“ namens „Heroes on Stage“, wenn neun Grazer Bands akustisch im barocken Ambiente des Palais Attems oder unter Strom in der List-Halle aufzeigen dürfen. (11. und 12. Juli, 20.30 Uhr, Palais Attems; 13. Juli, 20.30 Uhr, List-Halle)

Auf Publikumsseite baut Huber darauf, gemeinsam mit jungen Interessierten „außergewöhnliche Begegnungsfelder zu schaffen, diese Arbeit wird für uns grundsätzlich“. Neue Inhalte, neue Formate und neue Vermittlungsformen sollen laut Huber die Zukunft der Styriarte sichern, „und die Zukunft beginnt heute“. Den Selbstauftrag hat der seit 1991 amtierende Intendant in drei Punkten zusammengefasst: „Erstens Programme so spannend wie am ersten Tag zu machen, auch jenseits der ,Tempel'. Zweitens für das Publikum von morgen neue Wege zu gehen. Und drittens die Interessen der traditionellen Besucherinnen und Besucher möglichst spannend zu bedienen, deren Gewohnheiten aber doch auch zu verändern.“