Der Titel stammt noch von ihm selbst: "Born to fake" wählten der Grazer Regisseur Roland Berger und der mit ihm befreundete deutsche TV-Journalist und Fälscher Michael Born als Arbeitstitel für ein Performance-Projekt, das aus dem Leben des zu vier Jahren Gefängnis verurteilten Medienmannes erzählen sollte.
Geboren, um zu fälschen, war er aber nicht – der Journalist Michael Born, der heute neben Konrad Kujau, dem Fälscher der Hitler-Tagebücher und Claas Relotius, der erfundene Reportagen an den "Spiegel" verkaufte, zu den Ahnherren von "Fake News" zählt. "Fälschen kann man nur ein Original. Seine Sachen waren Kreationen", erzählt Roland Berger von seinem verstorbenen Freund, dem das klagenfurter ensemble nun eine Theaterproduktion unter Federführung von Regisseur Josef Maria Krasanovsky widmet.
Rund zehn Jahre lang verdiente Michael Born, "ein Anarcho, der fünf Sprachen konnte, ein Pazifist mit einem IQ von 150", ursprünglich sein Geld als Kriegsreporter. Als jedoch die TV-Stationen von den freien Mitarbeitern immer krassere Bilder forderten, die Quote über die Qualität zu herrschen begann, wurde es Born zu bunt. "Er hat halt dazu gebastelt", erzählt Berger. Und das so geschickt, dass es ihm alle geglaubt haben: Die Geschichte über Neonazis in Deutschland, denen Born und sein Team zwecks Drastik noch Ku-Klux-Klan-Kapuzen verpassten, den Beitrag über Bomben an der türkischen Küste, der in Wahrheit in Griechenland gedreht wurde oder die Reportage über einen Drogenkurier, den das Kamerateam von Basel nach Frankfurt begleitete – "Welcher Drogenkurier lässt sich denn filmen?", schmunzelt Berger im Pressegespräch.
Nach Verbüßung der Haftstrafe erzählte Born in einem Interview (Tagesspiegel): "Mit einigen Beiträgen haben wir uns einfach lustig gemacht über die Verantwortlichen in den Sendern. Wir wollten austesten, wie weit wir gehen könnten, bevor irgendjemand Halt ruft." Vor allem Günther Jauch (damals Chefredakteur von sternTV) bekam den Humor von Born zu spüren. Legendär ist etwa Borns TV-Story über „Krötenlecker“, die angeblich ein berauschendes Sekret aus Kröten gewannen. Allerdings ließ der Filmer die Information weg, dass es für so eine Wirkung tausend Kröten gebraucht hätte. Günther Jauch informierte die Welt von diesem neuen Drogenproblem – neben einem Terrarium mit zwei Kröten.
![Michael Born bei der Urteilsverkündung 1996 Michael Born bei der Urteilsverkündung 1996](https://img.kleinezeitung.at/public/incoming/uzb0q4-imago0056837950h_1668074479416520.jpg/alternates/FREE_700/imago0056837950h_1668074479416520.jpg)
Roland Berger, Grazer Filmregisseur und Bruder der Schauspieler Wolfram und Helmut Berger, war ein langjähriger Freund des kreativen Dokumentarfilmers, der seine letzten vier Lebensjahre bei ihm verbrachte, bevor er 2019 im Alter von 60 Jahren starb. "Ich bin kein Theatermann, ich bin ein Filmmann", erzählt Berger von seiner Freude über die Kooperation mit Josef Maria Krasanovsky, den er über den Schauspieler Alexander Mitterer kennengelernt hat. Mitterer spielt auch die Hauptrolle in diesem laut Pressetext "trashig-schrägen Theatertrip", der "nicht als Nacherzählung" angelegt ist, sondern als Dokumentation mit Themen aus dem Leben des Fälschers. Krasanovsky standen dafür zahlreiche Originalmaterialien und Videos zur Verfügung, die er zu einem dreiteiligen Stück komprimierte: Darin widmet sich die Bühnenfassung der Jugend und dem Kriegsreporter-Dasein Borns, illustriert einige der gefälschten Berichte und schließt schließlich mit dem Prozess ab. Wie weit die Geschichte über "die verlorene Asche der Eva Braun" allerdings stimmt, bleibt offen.