Beklemmend und beunruhigend, aber irrsinnig spannend und mit Lichtblicken: So könnte der neuen historischen Roman des Kärntner Schriftstellers Wilhelm Kuehs kurz zusammengefasst werden. "Kein Mensch ist eine Insel" ist auf der kleinen Insel Zakynthos im ionischen Meer angesiedelt. Im Laufe der Geschichte wurde dieses kleine griechische Fleckchen Erde mehrfach besetzt: vom römischen sowie byzantinischen Reich, den Normannen, der Republik Venedig, den Franzosen, Osmanen, Engländern, Italiener und Deutschen.

Und so spielte es auch in den Jahren 1941 bis 1944 eine nicht unbedeutende Rolle: Zum einen zeigten sich damals aufgrund ideologischer und politischer Verblendungen extrem unmenschliche Züge. Andererseits aber gab es in diesen Jahren auch ein hohes Maß an Zivilcourage, Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Die zentrale Handlung ist der Befehl an die zivile Inselverwaltung, eine Liste mit den Namen der jüdischen Bevölkerung - es waren 275 Personen - vorerst an die italienische und ab 1943 an die deutsche Militärverwaltung zu übergeben.

Der Bürgermeister und der orthodoxe Bischof von Zakynthos aber, welche diese Menschen als griechische Bürgerinnen und Bürger und als "Schäfchen" der orthodoxen christlichen Gemeinde sahen, boykottierten, unter Einsatz ihres Lebens, mit diversen Methoden die geforderte Auslieferung bis zum Abzug des italienischen (1941 bis 1943) und danach des deutschen Militärs (1943 bis 1944).

Kuehs zeigt mit diesem Roman, dass es Zeitgeschichte gibt, die fast in Vergessenheit geraten ist. Und wie wichtig es daher sein sollte, sie in Erinnerung zu rufen. Mitreißend weist er auf, dass es auch in den grausamsten Zeiten Menschen gibt, denen man vertrauen kann. Eine Leseempfehlung auch für diejenigen, die sonst eher nicht zu historischen Büchern greifen würden.

Lesung: 10. November, Johann-Offner-Straße 13, Wolfsberg, 19 Uhr

Buchtipp: Wilhelm Kuehs. Kein Mensch ist eine Insel. Dachbuch Verlag GmbH. 528 Seiten. 20.60 Euro.

Kein Mensch ist eine Insel
Kein Mensch ist eine Insel © Dachbuch Verlag GmbH