Comic-Verfilmungen à la Superman kennt man. Aber ein Comic auf der Bühne? Kann das funktionieren? Und wie das funktionieren kann! Das Theater Waltzwerk treibt mit "I'm every woman" derzeit im Theater Halle 11 die MeToo-Debatte humoristisch auf die Spitze. Sarah Rebeca Kühl und Alice Peterhans dekonstruieren dabei in der tempo- und einfallsreichen Regie von Barbara Juch lustvoll den männlichen Geniekult quer durch die Geschichte. Basis dafür ist ein feministisches Comic der schwedischen Künstlerin Liv Strömquist, in dem sie eine Bestenliste der "sechs empörendsten Liebhaber der Weltgeschichte" dekliniert.
Empörenswert sind jene männlichen Stars, die den Beitrag ihrer Frauen zum wie auch immer genialen Werk verleugneten oder ihre Lebenspartnerinnen sonstwie um Anerkennung betrogen haben.
"Proletarierinnen aller Länder vereinigt euch - mit mir", paraphrasieren die Theatermacherinnen da Karl Marx, machen sich über Edvard Munch, das kindliche Genie, lustig und tanzen ein Menuett zur Charakterisierung des britischen Romantikers Percey Shelley: "Immer wenn er seinen Kirschmund öffnete, strömte Lyrik heraus". Wer es noch auf diese Bestenliste geschafft hat? Elvis, Pablo Picasso und Albert Einstein waren auch "echt scheiße zu Frauen!"– Doch die Aufzählung ließe sich wohl noch unbegrenzt fortsetzen.
Immer wieder frieren die Gesten der Darstellerinnen kurz ein, unterstreichen das Erzählte und illustrieren die männliche Lächerlichkeit. "Power posing" nennen sie das, und auch Comic-Sprechblasen werden gesprochen: "ächz, stöhn, plumps!". Albert Einsteins prominente Grimasse mit heraushängender Zunge darf genauso wenig fehlen wie das Siegerpodest, das man auch als Showtreppe lesen kann. Mit musikalischen Einlagen (Alice Peterhans) und der exakt durchchoreografierten Szenenfolge gelang ein gar nicht wehleidiger, kluger und lustiger Sommertheater-Abend: "Na, Klagenfurt, wie geht es Ihnen?"
Karin Waldner-Petutschnig