Die Leipziger Buchmesse mag abgesagt worden sein, trotzdem steht Leipzig derzeit ganz im Zeichen des Buches. So haben etwa Verleger spontan eine buchmesse_popup organisiert, bei der ab heute über 60 Verlage (darunter auch aus der Steiermark der Droschl-Verlag und aus Kärnten Wieser und Drava) ihre Bücher präsentieren. Das große Lesefest "Leipzig liest" findet als "Leipzig liest trotzdem" statt.

Und auch die traditionellen Preise werden vergeben – so am Mittwochabend der Preis der Europäischen Verständigung an den Salzburger Autor und Publizisten Karl-Markus Gauß. Der nahm in seiner Rede auch Bezug auf die Absage der Buchmesse: "Mir erschien das als Verrat, als Verrat an der Literatur selbst und an den vielen, die ihr aus Berufung und von Berufs wegen ihre Zeit, ihre Talente, Liebe und Leidenschaft widmen, auf welche Weise und auf welchem Posten immer." Man dürfe nicht die Buchhaltung über Bücher und Buchmessen entscheiden lassen, so Gauß.

Und nicht zuletzt wurde gestern direkt vor Ort Österreichs Gastlandauftritt auf der Leipziger Buchmesse 2023 präsentiert. Und der kann sich hören und sehen lassen: Ein Jahr lang soll dabei schon im Vorfeld die heimische Kultur quer durch den deutschen Sprachraum präsentiert werden. Zwei Millionen Euro lässt sich das der Bund kosten, wie Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer bei der Pressekonferenz sagte. Dafür gibt es über 100 Auftrittsorte mit über 300 auftretenden Mitwirkenden, die meisten davon naturgemäß Autorinnen und Autoren.

Dabei will man sich offen und divers geben, so Katja Gasser, künstlerische Leiterin des Gastland-Auftritts: "Wir nehmen die Idee der Vielfalt sehr ernst." Das ungewöhnliche Motto "meaoiswiamia" ("mehr als wie wir") soll nicht nur ein bewusstes Gegenstück zum in Österreich so oft gehörten "mia san mia" sein, sondern knüpft auch an die avantgardistische Literaturtradition des Landes an.

Aber wie sind sie so, die Österreicher? Diese Frage sei spannend, sagte Buchmessen-Direktor Oliver Zille: "Sie sind für uns natürlich keine Exoten. Aber unser größter Fehler ist: Wir glauben, dass wir wissen, wie unsere Nachbarn sind. Denkste! Ich freue mich darauf, dass wir von den Stereotypen geheilt werden."

Kommenden März werden dafür auf der Leipziger Buchmesse nicht nur zahlreiche Autorinnen und Autoren sorgen. Geplant ist auch ein Gastspiel des Burgtheaters, eine Maria-Lassnig-Ausstellung, eine Woche der österreichischen Literaturverfilmungen oder eine Sonderschau über die österreichische Literatur der letzten Jahrzehnte, für die die Nationalbibliothek verantwortlich sein wird: "Wir sind bemüht, alle Kunstsparten in Leipzig zu präsentieren", sagt Katja Gasser, die sich als ORF-Literaturchefin für ihre Funktion als künstlerische Leiterin karenzieren hat lassen.

Den Auftakt gab es dann gestern in der Schaubühne Lindenfels, wo unter dem Titel "Wildes Österreich" heimische Autorinnen und Autoren aus ihren Werken lasen. Am 21. März startet dann die Podcast-Reihe "meaoiswiamia. Literaturgespräche aus dem Roten Salon", am 18. Mai lesen dann Dževad Karahasan, Kathrin Röggla und Jelena Popržan im Österreichischen Kulturforum Wien. Das genaue Programm gibt es bereits auf der Homepage www.gastland-leipzig23.at.